Der Wassergeist vom Ziegelteich: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 8. September 2011, 12:29 Uhr
In Wilhelmsdorf, nahe dem heutigen Meidlinger Bahnhof, befand sich früher ein Ziegelwerk mit einigen Ziegelteichen. In diesen Ziegelteichen arbeiteten hauptsächlich Menschen aus Böhmen. Daher wurden diese Arbeiter von der einheimischen Bevölkerung "Ziaglbem" genannt.
1860 wurde das Ziegelwerk für immer geschlossen, doch die Ziegelteiche mit den steil abfallenden Uferrändern blieben noch lange bestehen. Bald wucherte rund um die Teiche dichtes Gestrüpp. Die Kinder der Umgebung kamen gerne auf diesen Platz, denn hier konnten sie herrlich spielen und im kühlen Wasser baden. Doch leider passierte es immer wieder, dass einer der Badenden in den tiefen Gewässern ertrank. Die Dorfbewohner behaupteten dann, dass ein böser Wassermann seine Hände im Spiel gehabt hätte. So entstand die Sage vom Wassergeist:
Ein Ziegelteich von Wilhelmsdorf war so tief, dass er selbst bei größter Hitze nie austrocknen konnte. In diesem Teich wohnte ein alter Wassergeist.
Wenn in der Nacht der Vollmond schien, ging der Geist am Ufer spazieren. Er trug immer einen langen Rock, und sein gelbes, wallendes Haar hing an seinen Schultern herab. In manchen Nächten setzte er sich an den Rand des Teiches. Dann entfernte er mit seinem großen, schweren Kamm den nassen Schlamm aus seiner Haarpracht. Tagsüber zog sich der Wassergeist in sein geheimes Versteck am Teichgrund zurück. Dort wollte er stets ungestört bleiben. Daher bedeckte er immer wieder seine Fußspuren am Ufer und im klaren Teichwasser mit dickem Schlamm und dichten Schlingpflanzen. Niemand sollte jemals seine Gemächer finden!
Gelegentlich kam aber trotzdem ein Schwimmer seinem Reich zu nahe. Dann war der Ärmste allerdings verloren, denn der Wassergeist fasste den Badenden an den Füßen und zog ihn mit seinen kräftigen Armen in die Tiefe hinab.
Aber wenn man dem dunklen Gesellen seine Ruhe ließ, war er ein friedlicher Geist. Dann warnte er sogar die Bewohner der näheren Umgebung vor drohenden Gefahren. Wenn er jämmerlich winselte und weinte, wussten die Dorfbewohner, dass einer ihrer Nachbarn im Sterben lag. Mit schauerlichen Stürmen und Gewittern verkündete der Wassergeist den Menschen, dass jemand ertrunken war. Dann hörte man die ganze Nacht sein furchtbares Geheul.
Mit der Zeit verschwanden die Ziegelteiche, und neue Wohnhäuser wurden an ihrer Stelle errichtet. An den Häusern in der Eichenstraße 50 und in der Vierthalergasse 11–17 kannst du Abbildungen zur Erinnerung an den Wassermann bestaunen.