Das Gespenst in der Stuwerstraße: Unterschied zwischen den Versionen
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Früher sah es im Prater anders aus als heute. Die neuen, modernen Praterattraktionen gab es noch nicht; statt der Spielautomaten gab es einen Watschenmann, und in einer langen Reihe von Holzbuden wurden beim Calafati fremdländische Tiere zur Schau gestellt. Eine dieser hölzernen Hütten hieß „Affenparadies“ - es war jedoch alles andere als ein Paradies: | Früher sah es im Prater anders aus als heute. Die neuen, modernen Praterattraktionen gab es noch nicht; statt der Spielautomaten gab es einen Watschenmann, und in einer langen Reihe von Holzbuden wurden beim Calafati fremdländische Tiere zur Schau gestellt. Eine dieser hölzernen Hütten hieß „Affenparadies“ - es war jedoch alles andere als ein Paradies: | ||
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Zwei Tage später berichtete er der Kommission des Tierschutzverbandes von den unzumutbaren Bedingungen, die im „Affenparadies“ herrschten. Die Männer gingen sogleich in den Prater und besuchten die Schaubude der Affen. Das „Affenparadies“ wurde geschlossen, der Tierschutzverein kaufte die Tiere zu einem fairen Preis und brachte sie in den Tiergarten Schönbrunn. Dort besuchte der Maler Raffelberger seinen Sokrates so oft es nur möglich war. | Zwei Tage später berichtete er der Kommission des Tierschutzverbandes von den unzumutbaren Bedingungen, die im „Affenparadies“ herrschten. Die Männer gingen sogleich in den Prater und besuchten die Schaubude der Affen. Das „Affenparadies“ wurde geschlossen, der Tierschutzverein kaufte die Tiere zu einem fairen Preis und brachte sie in den Tiergarten Schönbrunn. Dort besuchte der Maler Raffelberger seinen Sokrates so oft es nur möglich war. | ||
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Aktuelle Version vom 2. Januar 2020, 12:49 Uhr
Früher sah es im Prater anders aus als heute. Die neuen, modernen Praterattraktionen gab es noch nicht; statt der Spielautomaten gab es einen Watschenmann, und in einer langen Reihe von Holzbuden wurden beim Calafati fremdländische Tiere zur Schau gestellt. Eine dieser hölzernen Hütten hieß „Affenparadies“ - es war jedoch alles andere als ein Paradies:
Die Affen wurden in viel zu kleinen, verschmutzten Käfigen gehalten. Für den Schimpansen Sokrates schlug eines Abends die Stunde der Freiheit. Es gelang ihm, die Käfigtüre zu öffnen, schnell verschwand er in einer dichten Baumkrone. Als es dunkel war, traute er sich von seinem Versteck auf die Straße und lief davon - wohin, das wusste er nicht so genau. Auf einem kleinen Marktplatz hielt er an, um weggeworfene Essensreste zu fressen. Als er durch das Gebell eines Hundes erschreckt wurde, kletterte er eine Dachrinne hinauf und sprang in das offene Dachfenster eines vierstöckigen Mietshauses.
Die Mieter konnten sich die seltsamen Vorfälle der letzten Zeit nicht erklären: Frau Blaschkes Marmorkuchen, der auf dem Fensterbrett stand, war verschwunden; Herr Michorl sah eine brennrote Hand im Fenster; die Wäsche der Hausbesorgerin Frau Adamek, die auf dem Dachboden zum Trocknen hing, lag in einer Ecke, alles voller Schmutz und schwarzer Handabdrücke. Auch in den Nachbarhäusern passierten seltsame Dinge, so wurde die Polizei eingeschaltet.
Einem der Polizisten fiel ein, dass ein Schimpanse als vermisst gemeldet war - plötzlich deuteten alle Spuren und Beobachtungen auf den Ausreißer hin. Die Polizei konnte die Leute beruhigen und teilte ihnen mit, dass auf das Tier eine Belohnung von hundert Kronen ausgesetzt war. So begann eine Jagd.
Es wurden Fallen gebaut, Torten mit Rum getränkt, Schnapsflaschen aufgestellt - doch der schlaue Affe ging nicht in die Falle: den Schnaps trank ein Rauchfangkehrer, die Torte wurde von torkelnden Spatzen und Tauben verzehrt.
Bald wurde der Affe mit Ferngläsern genau beobachtet. Als man sein Versteck kannte, machten der Rauchfangkehrer und seine beiden Lehrbuben Jagd auf ihn. Es gelang ihnen tatsächlich, das Tier in die Enge zu treiben.
Der Affe sprang mit einem tollkühnen Satz in ein offenes Dachfenster und landete im Atelier des Malers Raffelberger. Die beiden wurden dicke Freunde. Es war nicht einfach für den Maler, seinen kleinen Untermieter vor den Leuten geheim zu halten. Aber Sokrates war klug; er hatte begriffen, dass er nur heimlicher Gast war und verschwand, wenn Besuch kam, auf das Dach oder unters Bett. Doch die Beschaffung des Futters wurde immer schwieriger; die Marktfrauen sahen Herrn Raffelberger schon sonderbar an, wenn er welke Salatblätter oder günstige weiche Äpfel kaufte.
Eines Morgens gelang es Sokrates nicht, sich rechtzeitig zu verstecken und er stand der total verschreckten Hausbesorgerin gegenüber, die von Herrn Raffelberger die Miete kassieren wollte. Sie stieß einen Schrei aus und sank in einen Sessel. Herr Raffelberger erzählte ihr die ganze Geschichte und bat sie um Geheimhaltung. Bald jedoch wusste es schon das ganze Haus. Kurz darauf kam der Besitzer von Sokrates und holte sich sein Eigentum wieder zurück. Herr Raffelberger war sehr traurig; schon am nächsten Tag besuchte er seinen Freund im Prater. Er war entsetzt, Sokrates’ Behausung zu sehen und drohte dem Besitzer mit einer Anzeige wegen Tierquälerei.
Zwei Tage später berichtete er der Kommission des Tierschutzverbandes von den unzumutbaren Bedingungen, die im „Affenparadies“ herrschten. Die Männer gingen sogleich in den Prater und besuchten die Schaubude der Affen. Das „Affenparadies“ wurde geschlossen, der Tierschutzverein kaufte die Tiere zu einem fairen Preis und brachte sie in den Tiergarten Schönbrunn. Dort besuchte der Maler Raffelberger seinen Sokrates so oft es nur möglich war.