Die Teufelseiche auf dem Bisamberg

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Jenseits der Donau endet der Gebirgszug der Alpen mit dem Bisamberg. Die Donau hat ihn von seinen höheren Brüdern, dem Kahlenberg und Leopoldsberg, abgetrennt. Rings um den Bisamberg breitet sich ein Kranz bescheidener Dörfer aus. Vor Zeiten war der Berg noch von einem dichten Walde bedeckt. An den sonnigen Hängen hat er später den Weinbergen Platz machen müssen.

In dem Dörfchen Bisamberg, am Fuße des Berges, stand vor vielen Jahren ein armer Knecht bei einem geizigen Bauern im Dienst. Er war ein kräftiger Bursche, der Pflug und Sense wohl zu führen verstand. Und da er noch dazu fleißig und brav war, konnte sich der Bauer keinen besseren Knecht wünschen.

In Küche und Keller schaltete die Tochter des Herrn, ein bescheidenes Mädchen. Die beiden jungen Leute gewannen einander lieb und wären gerne einPaar geworden. Doch dem Vater war das nicht recht. Er wollte für seine Tochter einen reichen Mann als Ehemann. Der arme Knecht erlebte daher eine böse Überraschung, als er es wagte, um die Hand der Tochter anzuhalten.

"Da sieh einer den armen Schlucker an", höhnte der Geizhals, "der möchte sich gern in ein fertiges Nest setzen. Aber daraus wird nichts!"

Obwohl der Knecht beteuerte, dass er noch fleißiger werde arbeiten, verbot der Bauer die Hochzeit. Er war nur an Geld interessiert.

Der Knecht verließ betrübt den Hof. Ziellos wanderte er umher uns setzte sich schließlich bei der Bildereiche zur Rast. Der Baum hatte damals nur einen dünnen Stamm, der von frommen Besuchern mit Heiligbildern geschmückt worden war.

Der Knecht seufzte: "Geld muss ich haben, und wenn ich es vom Teufel holen muss."

Kaum hatte er die Worte gesprochen, erschien der Teufel in einem roten Mantel vor ihm.

"Geld möchtest du?" sprach er den Knecht an. "Was gibst du mir, wenn ich es dir verschaffe?"

Der Knecht wusste gleich, dass der Teufel nur hinter seiner Seele her war. Er dachte ein Weilchen darüber nach und sprach:

"In Ordnung, du bekommst meine Seele. Aber zuerst musst du mir beweisen, dass du das Geld auch tatsächlich beschaffen kannst."

Der Rote griff in seine Tasche und zog ein kleines, goldenes Plättchen heraus. "Nimm dieses Plättchen und vergrabe es noch heute unter einem Apfelbaum. Morgen schon wirst du dort einen Schatz finden."

Der Knecht versprach, wenn das wirklich einträfe, würde er den Pack mit dem Teufel schließen. Sein Leib und seine Seele sollten dem Teufel gehören, sobald der Baum, unter dem sie standen, keine Blätter mehr trugt.

Der Teufel war einverstanden und nahm den Packt an.

Der Rote verschwand und der Knecht machte sich sogleich auf die Suche nach einem Apfelbaum unter dem er das kleine Goldplättchen vergraben konnte.

Am nächsten Morgen eilte er zeitig zu dem Baum und grub an der Stelle, an der er am Abend zuvor das Plättchen vergraben hatte. Der geizige Bauer sah ihm dabei neugierig zu.

"Bist du unter die Schatzgräber gegangen?" spottete er.

Statt dem Geizhals eine Antwort zu geben bückte sich der Knecht und hob eine Hand voll Goldstücke aus der Grube und noch eine und noch eine. Schließlich hatte er einen ganz ordentlichen Schatz gehoben.

Der Bauer hatte nun gar nichts mehr dagegen, seine Tochter mit dem Knecht zu verheiraten. Schließlich konnte dieser ja geheime Schätze finden!

Es wurde also Hochzeit gefeiert.

Als es Herbst wurde, kam der Teufel zur Bildereiche auf den Bisamberg. Die Blätter des Baumes waren schon braun und dürr geworden, doch sie hingen noch fest an den Zweigen. Er hatte wohl Pech gehabt. Unverrichteter Dinge zog der Teufel ab.

Im Frühjahr erschien er wieder um sich die Seele des Knechtes zu holen. Aber was musste der Teufel sehen? Statt der braunen Blätter wuchsen schon frische, junge Blätter an den Zweigen.

"Nächstes Jahr darf ich die Zeit nicht übersehen, wenn die Blätter abfallen!" dachte der Teufel. Doch er hatte wieder Pech, denn die Sommereiche trug immer Blätter. Es gab keine Zeit, in der dieser Baum kahl war.

Jetzt erst bemerkte der Teufel, dass er von dem Knecht betrogen worden war. Wutschnaubend fuhr er in die Baumkrone und zerzauste alle Blätter, sodass die Eichbäume bis heute gelappte Blätter haben.


(Quelle: Zens Klemens (1955): Wien in Sage und Legende)

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