Kennst du diese kleinen, niedlichen Tiere, deren Fellzeichnung im Gesicht aussieht wie eine Maske? Oft werden sie in Kinderfilmen als kleine Diebe dargestellt. Der Grund dafür liegt allerdings nicht nur in der eigentümlichen Gesichtszeichnung, die ein wenig an die Panzerknacker erinnert. Waschbären stibitzen ab und zu wirklich allerlei Dinge. Einige Camper können sicher ein Lied davon singen. Allerdings beschränkt sich ihr Diebesgut nicht auf glänzende Gegenstände, wie es bei der diebischen Elster der Fall ist ...
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
Steckbrief
Name | Waschbär (Procyon lotor) |
Klasse | Säugetiere |
Ordnung | Raubtiere |
Familie | Hundeartige |
Arten | Der Waschbär ist eine Art innerhalb der Familie der Hundeartigen. |
Besondere Merkmale | schwarze Maske, buschiger, gestreifter Schwanz |
Lebenserwartung | durchschnittlich 2 bis 3 Jahre, in Gefangenschaft bis zu 20 Jahre |
Größe & Gewicht | rund 50 cm lang & 2 kg schwer |
Verbreitung & Lebensraum | Wälder, aber auch Siedlungsgebiete, ursprünglich aus Nordamerika, heute auch in Europa |
Nahrung | Obst, Nüsse, Getreide, Insekten, Mäuse und andere kleine Tiere |
Feinde | Wölfe, Uhus, Baummarder |
Gefährdung | keine |
Lebensraum
Die ursprüngliche Heimat dieser Kleinbären sind die Wälder von Nordamerika. In Europa gab es Waschbären nur im Zoo und in Pelztierfarmen.
1934 genehmigte Hermann Göring, dass zwei Waschbärenpärchen in den Wäldern rund um den Edersee bei Hessen (Deutschland) ausgesetzt werden. Immer wieder kam es außerdem vor, dass Waschbären aus Pelztierfarmen entkamen. Möglicherweise wurden auch einige der kleinen Bären von Tierschützern in die freie Wildbahn entlassen. Auf jeden Fall fühlten sich diese Tiere in den europäischen Wäldern so wohl, dass sie sich fleißig vermehrten und immer weiter ausbreiteten. Mittlerweile wird geschätzt, dass alleine in Deutschland bis zu 250 000 (zweihundertfünfzigtausend) Waschbären leben. Auch in vielen Teilen Österreichs sind die nachtaktiven Säugetiere anzutreffen.
Der bevorzugte Lebensraum von Waschbären ist der Wald. Dort bewohnen sie hauptsächlich Baumhöhlen. Aber auch in der Nähe von Menschen (sogar in der Stadt) fühlen sie sich wohl. Sie finden Schutz auf Dachböden, unter Holzstapeln oder sogar in Kanalrohren.
Aussehen
Das typische Merkmal eines Waschbären ist seine Gesichtszeichnung. Es sieht aus als hätte er eine Räubermaske übergezogen. Die Augen sind mit schwarzem Fell umrandet, das von einem hellen Ring eingefasst ist. Ein schwarzer Streifen führt außerdem von der Mitte der Augenmaske weg bis hin zur schwarzen Nasenspitze. Das übrige Fell des Waschbären ist graubraun. Sein Schwanz ist schwarzbraun geringelt.
Waschbären können, je nach Verbreitungsgebiet unterschiedlich groß werden. Die kleinsten Exemplare leben in Florida (USA). Diese erreichen nur ein Gewicht von 1,8 bis höchstens 2,7 Kilogramm. Waschbären die in Deutschland beheimatet sind, wiegen immerhin zwischen 4 und 8, manchmal bis zu 10 Kilogramm. Das ist zwei- bis dreimal so viel wie ihre amerikanischen Verwandten wiegen.
Von der Nasenspitze bis zum Schwanz sind Waschbären etwa 45 bis 60 Zentimeter lang, wobei die Männchen etwas größer und schwerer sind als die Weibchen. Außerdem erreichen die kleinen Bären eine Schulterhöhe von 30 Zentimetern. Wenn du das mit einer Hauskatze vergleichst, sind Waschbären also durchschnittlich etwas kleiner als Stubentiger.
Waschbären laufen übrigens auf ihren Sohlen. Sie werden daher als Sohlengänger bezeichnet. Ihre Beine sind eher kurz und zierlich. Mit diesen können sie recht gut und geschickt klettern. Wasser stellt für diese Bären kein Hindernis dar. Sie sind sehr gute Schwimmer. Sogar breite Flüsse können sie überqueren.
Ernährung
Waschbären sind nachtaktive Allesfresser. Je nach Jahreszeit oder was an Fressbaren angeboten wird, ändern sich ihre Vorlieben. Die Kleinbären sind also nicht besonders wählerisch.
Etwa 30% ihres Nahrungsbedarfes decken sie mit Pflanzen. Sehr beliebt bei den kleinen Bären ist Obst (vor allem Weintrauben). Aber auch Nüsse, Getreide und Mais zählen zur Nahrungspalette. Würmer, Insekten und Flusskrebse stehen ebenso auf dem Speiseplan der Waschbären wie Mäuse, Vögel, Fische, Frösche und andere Amphibien. „Städtische" Waschbären halten sich gerne an Mülltonnen in denen sie immer wieder Küchenabfälle finden.
Im Winter finden Waschbären nur wenig Nahrung. Deshalb kann es vorkommen, dass sie sogar eine Zeit lang fasten müssen. Der Speck, den sie sich im Sommer und Herbst anfuttern, hilft ihnen über die kalte Jahreszeit gut hinweg. Gibt es anhaltenden Frost, so hält der Waschbär eine Art Winterruhe, aber keinen Winterschlaf. Das bedeutet, dass er bei eisigem Wetter eng eingekuschelt in seiner Höhle ruht. Sobald es aber ein bisschen wärmer wird, macht er sich gleich wieder auf den Weg um Fressbares zu organisieren.
Paarungszeit
Zwischen Ende Jänner und Anfang März ist Paarungszeit bei den Waschbären.
Die Waschbärmännchen (Rüden) werden unruhig und machen sich auf die Suche nach einem oder mehreren Weibchen (Fähen). Nur selten kommt es vor, dass Waschbären für kurze Zeit tatsächlich ein Paar bilden. Sie leben zwar nicht direkt als Einzelgänger, sondern in losen Gruppenverbänden. Trotzdem verbringen sie die meiste Zeit alleine.
Nach etwa neun Wochen kommen die Jungen zur Welt. Ihr Zuhause ist für die ersten sechs bis neun Lebenswochen eine sogenannte Wurfhöhle, die sich meistens in einem Baum in mindestens zehn Metern Höhe befindet. Dadurch ist gesichert, dass die Jungen ungestört sein können.
Waschbärjunge
Ein Weibchen bringt pro Wurf etwa drei Babys zur Welt. Die Kleinen sind zu Beginn ungefähr zehn Zentimeter lang und wiegen nur 65 bis 75 Gramm. Manche Katzenbabys bringen deutlich mehr Geburtsgewicht auf die Waage.
Die Jungen sind am Anfang noch blind, taub und haben nur ein sehr dünnes Fell. Die Gesichtsmaske und die Ringel am Schwanz sind aber schon gut zu sehen. Nach zwei bis drei Wochen öffnen sich die Augen der Jungen.
Sind die Babys etwa sechs Wochen alt, werden sie zu kleinen Rabauken. Sie wollen die Welt erforschen und führen erste, spielerische Machtkämpfe aus. Sobald die Kleinen es schaffen vom Baum zu klettern, folgen sie ihrer Mutter auf Schritt und Tritt. Ganz nebenbei lernen sie so, sich ihr eigenes Futter zu suchen und für sich selbst zu sorgen. Auch die besten Verstecke zu ihrem Schutz lernen die Kleinen auf diese Art kennen. Ihre Mutter sorgt dafür, dass sie zu diesen Plätzen kommen und auch die ergiebigsten Futterstellen finden.
Obwohl die jungen Waschbären schon recht selbstständig sind, werden sie zwischendurch immer noch von ihrer Mutter gesäugt. Sind die Jungen vier Monate alt, können sie allein überleben. Im Herbst verlässt der nun schon recht selbstständige Waschbärnachwuchs langsam seine Mutter. Die Kleinen sind dann groß genug um sich selber ein neues Revier zu suchen.
Sind die jungen Weibchen etwa 1 Jahr alt, können sie selbst zum ersten Mal Mütter werden. Die Männchen brauchen oft noch ein Jahr länger um geschlechtsreif zu werden.
Besonderheiten
Waschbären haben ihren Namen daher, dass es so aussieht, als würden sie ihre Nahrung vor dem Fressen waschen. Sie waschen ihr Futter aber nicht. Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Waschbären dieses Verhalten zeigen. Einer der Gründe ist, dass sie das Futter gerne aufweichen. Das geschieht hauptsächlich mit trockenem Futter. Auch Brot zählt hier dazu.
Waschbären setzen sich gerne auf ihre Hinterpfoten, damit sie verschiedene Gegenstände oder auch ihr Futter mit ihren „Händen" besser betasten können. Mit ihren Händen sind diese Tiere generell sehr geschickt. Die Vorderpfoten sind dafür mit einem sehr empfindlichen Tastsinn ausgestattet, der mit dem von Affen vergleichbar ist.
Waschbären können in Gefangenschaft bis zu 20 Jahre alt werden. In freier Wildbahn ist es allerdings nur sehr selten der Fall, dass sie ein Alter von 12 Jahren erreichen, da die Sterblichkeitsrate bei Waschbären sehr hoch ist - und das, obwohl sie kaum natürliche Feinde haben. So kommt es, dass die durchschnittliche Lebenserwartung von frei lebenden Waschbären nur bei zwei bis drei Jahren liegt. In manchen Gebieten liegt dieser Durchschnitt sogar noch tiefer. Gründe dafür sind Krankheiten, die Jagd durch den Menschen und der Straßenverkehr.
Wenn du übrigens ein Waschbärjunges findest, dessen Mutter nicht mehr lebt, so kannst du es mit Katzenersatzmilch oder ähnlichem aufziehen. Allerdings solltest du das Kleine so rasch wie möglich wieder auswildern. Waschbären sind Wildtiere und eigenen sich nicht als Haustiere! Selbst zahme Waschbären zerlegen innerhalb kürzester Zeit die Wohnungseinrichtung - weil sie so neugierig sind.