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Blitzaug, der Bettlerkönig

Version vom 2. Januar 2020, 12:01 Uhr von Ahofbauer (Diskussion | Beiträge) (Maintenance data migration)
Statue Hl. Johannes Capistran - BSonne commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0

Von der Wien hinauf in das höher gelegene Mariahilf führten einige steile Gassen. Einst gab es da auch die sogenannte Bettlerstiege, wo die Bettlerherberge war. Die Bettler hausten dort in den elendsten Löchern. Ihr Anführer wurde "Bettlerkönig" genannt. Auf der Laimgrube, wie dieser Teil von Mariahilf auch heute noch heißt, erzählte man sich folgende Sage:


Die Augen dieses Mannes waren ein hervorstechendes Merkmal: er hatte einen stechenden Blick und schielte. Darum wurde er von den Leuten "Blitzaug" genannt.


Der Bettlerkönig hatte die Fähigkeit sich nach Wunsch zu verstellen und zu verkleiden. Wenn er die Leute anbettelte, versetzte er sie durch seine grobe Erscheinung und durch den kräftigen Holzstock in Schrecken. Die Leute gaben ihm Almosen damit er verschwand.


Eines Tages, es war der 6. Juni 1451, kam ein berühmter Priester und Prediger, Johann Capistran, nach Wien. Tausende Menschen strömten zu seiner Predigt herbei. Auch die Bettler mit ihrem König kamen, um seine Predigt zu hören.


Die Worte des Johann Capistran waren beeindruckend, die Leute gingen danach still und nachdenklich nach Hause. Auch die älteren Bettler zogen wieder in ihre armen Hütten zurück.


Die jüngeren aber, mit Blitzaug an der Spitze, auf welche die Predigt keinen großen Eindruck gemacht hatte, beschlossen, noch eine Buschenschenke zu besuchen. Dort tranken sie dann so manchen Becher Wein. Sie wurden immer ausgelassener und übermütiger. Da zog ein schweres Gewitter auf. Es blitzte und donnerte, aber das konnte der Gesellschaft die Laune nicht verderben.


Da stand Blitzaug auf und begann ein Spottlied auf Capistran zu singen. Er sang sehr laut. Er konnte und wollte damit das Donnern und Krachen des Gewitters übertönen. Kaum hatte er zu singen begonnen, gab es einen ganz gewaltigen Donnerschlag. Der Sänger verstummte. In der Schenke war es einen Augenblick lang hell. Der Blitz hatte eingeschlagen und der Bettlerkönig stand unbeweglich da. Es war finster und still um ihn geworden. Sein blitzendes Auge war erloschen und sein Mund war stumm geworden.


Seine Freunde verließen ihn, sie suchten sich einen anderen Bettlerkönig und er war alleine für die Tage seines Lebens, bis er nach einigen Jahren gänzlich verarmt und einsam starb.

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