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Nach dem Ende der römischen Herrschaft war Wien eine kleine Siedlung von geringer Bedeutung. Erst nach dem Jahr 1000 nahm seine Bedeutung wieder zu. Schon im 11. Jahrhundert war Wien eine wichtige Handelsstadt. Im 13. Jahrhundert erreichte Wien eine Größe, die es bis ins 19. Jahrhundert behielt.

Inhaltsverzeichnis

Die Awaren

 
Völkerwanderung zwischen 2. und 5. Jahrhundert nach Christus - Sansculotte commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0

Gegen Ende der Völkerwanderung (bis 796) beherrschten die Awaren den Wiener Raum, sowie ganz Pannonien. Sie waren ein den Hunnen verwandtes Volk.

Wien und seine Umgebung konnte damals als Vielvölkerstaat bezeichnet werden. Hier lebten nämlich Romanen, Germanen, Slawen und Awaren. Einige Ortsnamen lassen sich von Baiern herleiten, die in unserer Gegend siedelten. So wurde Ottakring wohl von den Leuten des Otacher, eines Grafengeschlechts aus dem Chiemgau, gegründet.

881 wird Wien erstmals mit dem heutigen Namen genannt.

Nach den Awaren eroberten die Magyaren Wien. Aus dieser Zeit gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen, erst ab 1030 wieder.

Die Babenberger

 
Leopold VI., der Glorreiche. Die Statue steht am Rathausplatz. - Anna reg commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0

Nach 996 herrschten in Österreich, das damals als Ostarrichi erstmals erwähnt wurde, die Babenberger. Erster Markgraf war Leopold I. Er hatte seine Residenz in Melk oder Krems. Unter Leopold III., der später heilig gesprochen wurde, erlangten die Babenberger die Stadtherrschaft von Wien. Leopold regierte allerdings von Klosterneuburg aus. Er errichtete auf den Trümmern einer ungarischen Festung auf dem Kahlenberg, dem späteren Leopoldsberg, sein Schloss.

Unter Heinrich II. Jasomirgott wurde die Ostmark um Teile Oberösterreichs erweitert und 1156 durch das Dokument privilegium minus von einer Mark zum Herzogtum umgewandelt. Damit machte er Wien auch zu seiner Residenzstadt. Da er, wenn er etwas bestätigen wollte, immer "Ja so mir Gott helfe!" sagte, bekam er den Beinamen Jasomirgott. In diesem Jahrhundert fanden auch immer noch Kreuzzüge statt. Die Kreuzritter kamen dabei auch durch Wien, wo die neu erbaute Stephanskirche eingeweiht wurde. Herzog Heinrich nahm selber an den Kreuzzügen teil. Von dort brachte er seine Frau, die byzantinische Prinzessin Theodora, mit. Er holte auch die iroschottischen Mönche von Bayern nach Wien. So kam es zur Gründung der Schottenbastei.

Unter Leopold VI. wurde das alte Rathaus in der Wipplingerstraße gebaut, in dem 24 Stadträte tagten und ein herzoglicher Richter Recht sprach.

Aus dieser Zeit stammt auch das erste Wiener Stadtsiegel. Die Stadt Wien veränderte sich damals sehr. Die Burg stand noch außerhalb von Wien, genauso wie der Stephansdom. Wien war zu einem wichtigen Handelsplatz geworden. Die Stadt war fünfmal so groß wie früher. Es wurden neue Stadtmauern benötigt. Dafür wurden die alten Festungsmauern der römischen Siedlung abgetragen und die Gräben zugeschüttet werden. Bevor es jedoch dazu kam, starb 1246 der letzte Babenberger, Herzog Friedrich. Das Land fiel an den deutschen Kaiser zurück.

König Ottokar

 
König Ottokar II. Premysl - GuentherZ commons.wikimedia.org, CC BY 3.0

Der deutsche Kaiser setzte König Ottokar von Mähren als Herrscher der Ostmark ein. Auch er führte seine Regierungsgeschäfte von Wien aus und machte es zu einer blühenden Handelsstadt. Damals erhielt Wien das Aussehen, das es bis ins 19. Jahrhundert behielt. Ottokar führte weiter, was die Babenberger begonnen hatten. Er legte eine neue Stadtmauer an, die eine Straßenbreite hinter der heutigen Ringstraße lag. Die Stadtmauern wurden von einem Graben umschlossen, der mit Wasser aus einem Donauarm gefüllt war.

Ottokar war streng katholisch und lehnte die jüdische Religion ab.

Unter ihm wurde auch das Priesterzölibat in Wien eingeführt. Seit dieser Zeit durften Priester nicht mehr heiraten. 1267 änderte sich die Lage für die Juden in Wien. Die Herrscher wurden von der katholischen Kirche gezwungen, Gesetze gegen Juden zu erlassen.

  • Sie mussten einen gehörnten gelben Judenhut tragen und dem katholischen Pfarrer ihres Wohngebietes Geld zahlen, bekannt als Zehent (Steuer).
  • Sie durften nicht in der Stadtverwaltung arbeiten, keine Bäder und Gasthäuser betreten und keine christlichen Dienstboten einstellen.
  • An christlichen Feiertagen hatten sie Ausgehverbot.
  • Juden durften nicht in der Landwirtschaft, im Handel oder Gewerbe arbeiten, daher konnten sie nur Geldgeschäfte und Altwarenhandel betreiben.
  • Auch durften kranke Christen nicht zu jüdischen Ärzten gehen.
 
Überreste der zerstörten Synagoge auf dem Judenplatz - Of the individual pictures, Gryffindor, of the panorama, Roland Geider (Ogre) commons.wikimedia.org, CC0 1.0

Ab dem Beginn des 14. Jahrhunderts lebten ungefähr 800-1000 Juden in Wien. Zur großen Katastrophe für die Juden kam es 1420 unter Herzog Albrecht V.

Man warf den Wiener Juden vor, dass sie die katholischen Heiligtümer missachten. Deshalb wurden alle armen Juden aus Österreich vertrieben, die Reichen wurden verhaftet. Man nahm ihnen ihren Besitz weg und als 200 gefangene Juden sich weigerten, zum Christentum überzutreten, tötete man sie. Mit ihrem Geld führte man einen Religionskrieg gegen anders denkende Christen. Für mehr als 100 Jahre gab es keine Juden in Österreich, da ihnen damals verboten wurde, sich hier wieder anzusiedeln.

Die Habsburger

 
Friedrich der Schöne - Kwerdenker commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0

1276 übernahm König Rudolf von Habsburg nach einer Schlacht die Herrschaft über Wien. Er nahm König Ottokar das Land wieder weg, das er vom vorigen Kaiser zur Verwaltung bekommen hatte und setzte seinen Sohn Albrecht I. als Reichsverwalter ein.

Rudolf machte Wien zur Hauptstadt Österreichs. Seit damals regierten die Habsburger bis 1919 Österreich.

Für Wien wichtige Habsburger sind

  • Friedrich der Schöne: Nachdem er von Ludwig von Bayern gefangen genommen wurden, bemühten sich die Augustinermönche um seine Freilassung. Zum Dank ließ er für sie 1327 die Augustinerkirche bauen.
  • Rudolf der Stifter: Er ließ nach der Pestepidemie neue Häuser bauen und legte den Grundstein zum Südturm des Stephansdoms. Außerdem gründete er 1365 die Wiener Universität.
  • Albrecht IV.: Er förderte den Neubau der zerstörten Kirche Maria am Gestade und ließ den Stephansdom erweitern. Auch die Minoritenkirche, deren Bau bereits 1340 begonnen wurde, ließ er weiterbauen.


Bevölkerung Wiens im Mittelalter

Die Bewohner des mittelalterlichen Wiens waren bunt gemischt. Adelige, Bürger, Musikanten, Handwerker, und Studenten waren hier zu finden. Bei Festen und Prozessionen feierten einzelne Gruppen zwar miteinander, aber das Leben war vom Standeswesen beherrscht. Ganz unten standen die Bettler, Arbeiter, Bauern und kleinen Kaufleute. Dann kamen die Bürger und reichen Kaufleute, schließlich die Ritter, der Adel und der König oder Kaiser.

Geistlichkeit, Juden, Adel und Hofstaat hatten eine Sonderstellung. Sie mussten keine Steuern zahlen und unterstanden auch nicht der städtischen Gerichtsbarkeit. Auch die Angehörigen der Universität hatten einen Sonderstatus.

Der Adel

Die Adeligen standen an der Spitze der mittelalterlichen Gesellschaft. Heiratete beispielsweise ein Adeliger eine Bürgerliche, so wurden die gemeinsamen Kinder "abgewertet". Das heißt diese Kinder waren weniger wert. Adelige waren keine Bürger, selbst wenn sie in der Stadt wohnten. Meist besaßen sie Land außerhalb der Stadt, und ihre Hauptbeschäftigung bestand in der Verwaltung dieser Ländereien. Sie spielten Schach, verteilten Almosen an die Armen, liebten die Jagd und Turniere.

Der Bürger

Die Bürger bildeten die größte Gruppe der Stadtbewohner. Nur Bürger durften ein selbstständiges Handwerk betreiben oder einen Handelsbetrieb führen. Der Bürger hatte in der Stadt genau festgelegte Pflichten (z. B. Wachdienst) und Rechte, durfte mitbestimmen und Beschlüsse fassen. Die Bürger waren aber kleine einheitliche Gruppe, sowohl reiche Großhändler wie auch einfache Handwerker gehörten dazu. Die reichsten Bürger verstanden sahen sich auf der selben Stufe wie die Adeligen und nahmen manchmal auch an Turnieren teil.

Die Frau

Als Frau hatte man ein unscheinbares Leben im Mittelalter Wiens. Im Stadtrat, also der Stadtregierung, waren nur Männer vertreten. Allerdings gab es weibliche Handwerksmeisterinnen und Frauen, die nach dem Tod ihres Mannes ein Geschäft führten. Eine gute Bürgerin musste standesgemäß auftreten und ein Musikinstrument erlernen.

Viele Frauen waren in der Heil- und Krankenpflege oder der Hauswirtschaft beschäftigt. Frauen arbeiteten als Näherinnen, als Wäscherinnen, aber auch als Hebammen (Geburtshelferinnen). Als Magd erhielt man keinerlei Ausbildung und musste von Kindheit an im Haus mithelfen, Kinder hüten und durch kleinere Dienste zum Familieneinkommen beitragen. Zur "Familie" gehörten damals nicht nur die eigentlichen Familienmitglieder, sondern auch die Hausangestellten, also Mägde und Knechte.


Die Handwerker

 
Zunftzeichen der Bäcker - User:Abubiju commons.wikimedia.org, CC0 1.0

Die Handwerker waren in verschiedenen Standesvertretungen (Zünften) organisiert. Nur wer Mitglied war, durfte dieses Handwerk ausüben.

Die Zunft war eine Vereinigung von Handwerkern, die den gleichen Beruf ausübten und vertrat deren Interessen gegenüber dem Fürsten, Kaiser oder König. Sie bestimmte auch, wie viel jemand verdienen durfte. Sie setzte die Arbeitszeiten fest und sogar die Preise, um die Waren verkauft werden durften. Die Zunft überprüfte, ob die Waren in Ordnung waren und kontrollierte regelmäßig die Handwerksbetriebe. Jede Zunft hatte ihr Zunfthaus. Dort wurden Versammlungen abgehalten, neue Regeln beschlossen und Preise festgesetzt. Jede Zunft hatte ihr eigenes Zeichen, weil außer den Reichen und den Adeligen niemand lesen konnte. Darum gab es die Schilder mit den Zunftzeichen.

Damit jemand ein Handwerker werden konnte, musste er zuerst eine recht lange Lehrzeit hinter sich bringen. Der Lehrling bekam aber kein Geld. Es musste sogar Lehrgeld bezahlt werden. Das verpflichtete viele auch für die Zeit nach der Lehre im selben Betrieb zu bleiben und die Schulden abzuarbeiten.

Gesellen mussten unverheiratet sein und durften nur einem Meister dienen. Jeder Geselle, der keine Arbeit fand, durfte nur wenige Tage in Wien bleiben.

Wer Meister sein wollte, musste seine Lehrzeit vollendet haben, ehelich geboren sein und seine Wanderjahre hinter sich haben.

Im Mittelalter siedelten sich viele Handwerker und Kaufleute in Wien an. Daran erinnern uns heute noch die Straßennamen wie beispielsweise:

 
Naglergasse heute - Gugerell commons.wikimedia.org, CC0 1.0
 
Kohlmarkt - Gugerell commons.wikimedia.org, CC0 1.0
  • die Naglergasse (Verkaufsstraße der Nadelerzeuger)
  • Tuchlauben (hier hatten sich deutsche Tuchmacher angesiedelt)
  • die Wallnerstraße (Sitz und Arbeitsstätte der Tuchwalker)
  • die Wollzeile (Wirkungsstätte der Wollweber und Wollhändler)
  • die Bäckerstraße (Verkaufsstätte der Bäcker)
  • die Salzgasse (Verkaufsstraße der Salzhändler)
  • die Bognergasse (hier wurden Pfeile und Bogen hergestellt und verkauft)
  • der Kohlmarkt (Verkaufsmarkt der Holz- und Kohlenhändler)
  • die Goldschmiedgasse (Verkaufsstätte der Goldschmiede)
  • der Bauernmarkt (Verkaufsplatz der Bauern)
  • der Fleischmarkt (Innungsplatz und Verkaufsplatz der Fleischhauer)
  • der Hafnersteig (Sitz und Verkaufsstätte der Hafner)
  • die Krugerstraße (Verkaufsstraße für Töpfer und Krugmacher)

Gerichtsbarkeit

 
Nachbau eines Foltergeräts - Bäckerschupfen - PeterBraun74 commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0
 
Schandfidel oder Halsgeige - User:Karl Gruber commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0

Das Foltermuseum am Fritz-Grünbaum-Platz 1 im 6. Bezirk zeigt, mit welch schrecklichen Mitteln die Menschen zu Geständnissen gezwungen wurden. Oft waren die Schmerzen der Menschen, die sie durch die Folterwerkzeuge erleiden mussten, so groß, dass sie auch Verbrechen gestanden, die sie gar nicht begangen hatten.

Die Folter wurde aber auch als sogenannte Körperstrafe verwendet. Gefängnisstrafen im heutigen Sinn gab es noch nicht. Sehr oft wurden aber auch Geldstrafen oder die zeitweise Verbannung aus der Stadt als Strafe verhängt.

Zu den Foltermethoden zählten etwa:

  • Rad: Der Verurteilte wurde am Rad festgebunden. Dieses wurde sichtbar aufgestellt. Der Körper des Getöteten wurde den Raben überlassen.
  • Bäckerschupfen: In Wien wurden Bäcker, deren Brot oder Semmeln nicht schwer genug waren, in einen Käfig gesperrt. Dieser wurde dann mitsamt dem Bäcker einige Male in ein Fass mit Wasser oder in die Donau getaucht.
  • Storch: Bei dieser Folter wurde der Verurteilte in Eisen gelegt. Er hatte durch die Eisen große Schmerzen in seinen Armen, Beinen und im Rücken.
  • Halsgeige und Schandmaske: Streitsüchtige Frauen wurden in eine sogenannte Halsgeige (Fischers Geige, Zankgeige) gesperrt. Beim Strafvollzug wurde auch eine Maske verwendet, auf der das Verbrechen des oder der Verurteilten dargestellt wurde.

Für diese Foltermethoden gab es Henker oder Scharfrichter, die die Strafe vollzogen. Sie wurden von der Gesellschaft gemieden und ausgestoßen, da die Menschen Angst vor ihnen hatten. Da sie auch als Schuldeneintreiber arbeiteten, wollte niemand mit ihnen zu tun haben.


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