Vor mehr als zweihundert Jahren in Deutschland gab es zwei Brüder. Der ältere hieß Jacob, der jüngere Wilhelm.
Zusammen zogen sie durch die Welt und sammelten Geschichten. Was sie sahen und hörten, brachten sie zu Papier und es war so spannend, dass alle Menschen mehr davon wollten. Und sie sollten es bekommen...
Inhaltsverzeichnis
Wusstest du schon, dass ...
- ihre Kinder- und Hausmärchen zu den erfolgreichsten Büchern der Welt gehören? Ihre Geschichtensammlung wurde in 170 Sprachen übersetzt.
- die Brüder sich Geschichten erzählen ließen? Diese Geschichten veränderten sie und schrieben sie auf.
- die Brüder auch Sprachforscher und Literaturwissenschaftler waren?
Jugend
Zu Beginn soll von einer Frau erzählt werden. Sie hieß Dorothea und verliebte sich unsterblich in einen Mann namens Philipp Wilhelm Grimm. Als sie diesen heiratete, gebar sie ihm bald darauf neun Kinder, von denen drei bereits als Säuglinge starben.
Die Freude war groß als am 4. Jänner 1785, Jacob geboren wurde und ein gutes Jahr später – am 24. Februar 1786 – Wilhelm. Nachdem der Vater beruflich in die Stadt Steinau an der Straße versetzt wurde, verließ die Familie die Stadt Hanau, in der Jacob und Wilhelm geboren waren.
Studium der Rechtswissenschaften
Zu dieser Zeit wurde es immer offensichtlicher, welch enormes Sprachtalent beide Buben entwickelten. Da dachten die Eltern bei sich: “Die Kinder sollen eine gute Schulausbildung bekommen!“ und schickten sie zu einer Tante nach Kassel. Dort besuchten beide das Friedrichsgymnasium und entwickelten sich prächtig. Als sie ihre Schulzeit beendet hatten, zogen sie weiter nach Marburg, um dort Rechtswissenschaften zu studieren. Ebendort eröffnete sich ihnen eine neue Welt. Ein gönnerhafter Professor öffnete den wissbegierigen Studenten die Türen zu seiner Privatbibliothek und sie wurden vertraut mit Literatur von Goethe, Schiller und anderen Dichtern. Und sie lasen und lasen.
Die "Kinder- und Hausmärchen"
Nachdem ihre Mutter 1808 gestorben war, mussten die Brüder Grimm alleine für ihren Unterhalt aufkommen. Als sie mit der Universität fertig waren, verfassten sie Aufsätze über Balladen, Mythen und Märchen. Zunächst jeder für sich, später taten sie sich zusammen und verfassten ihre Werke gemeinsam. Sie trugen mündlich überlieferte Geschichten zusammen, überarbeiteten sie und veröffentlichten sie in Sammelbänden. 1812 erschien der erste Band der "Kinder- und Hausmärchen", 1816 der zweite Band.
Jacob war derjenige, der nach Geschichten forschte, und Wilhelm war für die schriftliche Umsetzung verantwortlich. Denn er hatte eine besondere Gabe, die Dinge so wiederzugeben, dass sie erst so richtig spannend wurden. Zudem verdienten sich die beiden als Sekretäre und Bibliothekare.
Das "Deutsche Wörterbuch"
Als Wilhelm ein paar Jahre später die Apothekerstochter Henriette Dorothea Wild heiratete, führte diese von da an den gemeinsamen Haushalt der Brüder. Aus beruflichen Gründen ging das Dreiergespann nach Göttingen und die Brüder wurden Professoren an der dortigen Universität.
Dort begannen sie, an einem weiteren wichtigen Werk zu arbeiten: dem "Deutschen Wörterbuch". Es ist das größte und umfassendste Wörterbuch zur deutschen Sprache seit dem 16. Jahrhundert. Erst 1961 wurde es beendet, etwa 100 Jahre nach dem Tod der beiden Brüder. Noch heute wird es "Der Grimm" genannt.
Die Göttinger Sieben
In Göttingen war es so, dass der damalige König sich Gedanken darüber machte, wie sein Volk zu mehr Rechten kommen könnte. Er erließ daher ein Staatsgrundgesetz welches festlegte, dass jeder Bürger gewisse Anrechte hat. Diese kann ihm niemand nehmen und nur er, der Bürger selbst, hat Einfluss darauf.
Er kam somit den Menschen entgegen und schränkte gleichzeitig die Monarchie etwas ein. Als dieser König jedoch vier Jahre später starb, übernahm dessen Bruder den Thron. Dieser neue König war ganz anders. Er wollte Macht und die gesamte Entscheidungskraft über das Land. Er ließ das gerade erst neu erlassene Gesetz seines verstorbenen Bruders kurzerhand streichen.
Dies aber ließen sich nicht alle Bürger gefallen. Und so fanden sich die Brüder und fünf andere Professoren (heute kennen wir sie als Göttinger Sieben) zusammen und starteten eine Protestaktion. Sie wollten, dass das Gesetz des alten Königs wieder in Kraft tritt.
Als der neue König das bemerkte, reagierte er mit Härte – denn niemand durfte es wagen sich gegen ihn aufzulehnen. Er entließ alle sieben Professoren aus der Uni und verwies sogar drei von ihnen (unter ihnen Jacob Grimm) aus der Stadt. Das Volk war empört, hielt sich jedoch mit Protesten zurück aus Angst vor den Strafen des Königs.
Die letzten Jahre
Jacob und Wilhelm gingen vorübergehend zurück nach Kassel. Aber bald schon lud sie der König von Preußen nach Berlin ein und sie erhielten eine Anstellung an der Akademie der Wissenschaften.
Knappe 20 Jahre später starb Wilhelm am 16. Dezember in Berlin. Ein Jahr später folgte ihm sein älterer Bruder Jacob in den Tod.
Und wenn die Brüder nicht alles aufgeschrieben hätten, so würden wir heute keine Märchen lesen.