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Der Heidenschuss

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1529 war es, als die Türken das erste Mal versuchten die Stadt Wien zu erobern. Ein 250 000 Mann starkes Heer unter der Führung von Sultan Süleyman plante die Eroberung von der Stadt. In aller Eile trafen die WienerInnen Vorbereitungen gegen den militärischen Anschlag. So wurde die Stadtmauer ausgebaut, Wassergräben ausgehoben, Frauen und Kinder evakuiert und eine Unmenge von Lebensmitteln eingelagert.

Ende September wurden dann die Türken erstmals vor Wien gesichtet. Große Aufregung war in der Stadt und alle halfen zusammen, um den ersten Angriff abzuwehren. An der Ecke der heutigen Strauchgasse standen damals niedrige Häuser. Gleich in der Nummer 1 war eine Bäckerei untergebracht mit einer unterirdischen Backstube. Im Erdgeschoss befand sich der Verkaufsladen. Natürlich gingen der Meister und sein Geselle der gewohnten Arbeit nach, denn es gab genug hungrige BürgerInnen zu versorgen.

In einer stürmischen Nacht war der Geselle Josef damit beschäftigt, den Backofen zu bedienen. Aber just an diesem Tage machte er eine seltsame Beobachtung. Er hatte bemerkt, dass das Wasser im Fass neben ihm begann, leichte Wellen zu schlagen. Das fand er seltsam, denn im Raum selber gab es keinerlei Erschütterung. Bei den genauen Betrachtungen bemerkte er auch, dass die Erbsen auf einem Blech im Vorratskeller zu zittern begannen. Da fiel ihm ein, was das zu bedeuten hatte. Die Türken waren damit beschäftigt, einen unterirdischen Graben zu planen, der sie Mitten in die Stadt führen sollte. Dann würde es ihnen ein Leichtes sein, Sprengstoff anzubringen und die Stadt zu erobern. Aber der Geselle war ein schlauer Bursche und schlug sofort Alarm.

Gemeinsam mit dem Bäckermeister legte er sein Ohr an den Boden und markierte die Stelle, wo das Hämmern und Pochen am lautesten zu hören war. Mit Hilfe einiger Nachbarn gruben sie ein tiefes Loch im Keller des Bäckerladens und organisierten weitere Helfer, die damit beschäftigt waren, Eimer voll Wasser hereinzutragen. Auf ein vorher vereinbartes Zeichen stieß man das Loch im Keller durch und traf direkt auf den von den Türken gegrabenen Gang. Blitzschnell wurden alle Eimer und Bottiche in den Gang geleert, Die fremden Soldaten waren derart überrascht, dass sie die Flucht ergriffen und heillos übereinander stürzten. Einige ertranken sogar in der Wasserflut.

Bald darauf brachen sie die Belagerung ab, und so blieb Wien unerobert. An der Stelle wo früher das Geschäft des mutigen Bäckers und seines Gesellen stand, befindet sich heute ein Standbild eines türkischen Reiters, das ungefähr in der Höhe des ersten Stockes an der Ecke angebracht ist.
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