Gans: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 18. August 2011, 14:26 Uhr
Sicher hast du schon einmal vom Martinigansl gehört, das mit dem Heiligen Martin in Verbindung steht.
Was für Tiere aber sind Gänse denn überhaupt? Was hat Konrad Lorenz mit ihnen zu tun und was bedeutet der Begriff Nestflüchter?
Hier wirst du alt Bekanntes, aber auch viel Neues über diesen interessanten Vogel – die Gans – erfahren.
Übrigens: Die weibliche Gans heißt Gans, der Gänserich wird als Ganter bezeichnet und die Jungen werden auch Gössel genannt. Der lateinische Name für die Gans lautet „anser“.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gänse sind, neben den Hunden, die ältesten Haustiere der Welt. Schon die Griechen, Römer und Germanen hielten sich Gänse als Haustiere. Der Grund dafür war, dass sie leicht gehalten werden konnten, da sie sehr anspruchslos waren. Außerdem konnten sie auch in nördlichen Gegenden gut überwintern. Einzige Voraussetzung dafür war, dass die Gänse einen windgeschützten Unterschlupf hatten.
Die Gänse wuchsen schnell und gaben ein schmackhaftes Fleisch. Die Germanen entdeckten recht bald, dass sich das Gefieder der Gänse gut als Füllung für wärmende Decken eignete.
Jedoch waren die Federn, das Fleisch und die Eier der Gänse nicht die einzigen Gründe um sich diese Tiere zu halten. Bei den Griechen und Römern hatten die Gänse eine ganz besondere Bedeutung. Sie galten als heilig und wurden zum Beispiel im Tempel auf dem Kapitol in Rom gehalten. Dort sollen sie sogar durch ihr Geschrei die Wachen bei einem feindlichen Überfall geweckt und dadurch gerettet haben.
Diese Wachsamkeit der Gänse entdeckten auch die sparsamen Schotten. Sie sahen in den Gänsen gute Wachhunde, die jeden ungeliebten Eindringling genau so zuverlässig meldeten wie ein Hofhund. Außerdem hatten diese Tiere den Vorteil, dass sie Vegetarier waren und sich ihr Futter selber suchten – auf der Wiese!
Allgemein
Die Hausgans stammt von der Graugans ab und ist dieser – abgesehen von der Gefiederfarbe – noch in sehr vielen Dingen ähnlich.
Sowohl Haus- als auch Graugänse sind sehr gesellige Tiere. Sie leben immer in größeren Gruppen. Haben Graugänse einen Partner gefunden, so bleiben sie diesem ein Leben lang treu. Wenn einer der beiden stirbt, kann es sein, dass sich der andere einen neuen Gefährten sucht.
Graugänse sind sehr gute Schwimmer und Läufer. Außerdem können sie lange Strecken fliegen. Unsere Hausgänse können meist nicht mehr fliegen, da sie zu schwer sind.
Übrigens: Gänse sind ziemlich kluge und lernfähige Tiere!
Lebensraum
Graugänse, die Ahnen unserer Hausgänse, gibt es in Europa, Nordamerika und Asien. Sie haben sich von Island bis Westsibirien und von Portugal über Nordafrika bis nach Afghanistan verbreitet.
Die Gänse brüten vor allem in Nord- und Osteuropa und in Asien. Zum Überwintern ziehen viele weiter nach Süden in den Mittelmeerraum und sogar bis Nordafrika.
Graugänse benötigen zum Leben Seen und Flüsse, die dicht von Schilf oder Wald umgeben sind, so dass die Tiere sich beim Brüten gut verstecken können.
Auch in Sumpfgebieten kannst du sie anzutreffen. Wichtig für die Gänse ist, dass sie in der Nähe Äcker und Wiesen finden. Diese Wiesen brauchen sie zum Grasen. Auf den Äckern finden sie Körnerfutter. Die weiße Hausgans hat sich mittlerweile durch den Menschen auf der ganzen Welt verbreitet.
Aussehen
Unsere Gänse gehören zur Familie der Entenvögel.
Sie können, wenn sie gemästet werden, ein Gewicht von bis zu fünfeinhalb oder sechs Kilogramm bekommen. Es gibt sogar eine Hausgansrasse – die Emdener Gans – die noch schwerer werden kann. Diese Gänse erreichen ein Gewicht von zehn bis zwölf Kilogramm!
Die wilden Graugänse sind deutlich leichter als ihre zahmen Verwandten.
Graugänse haben – wie ihr Name schon sagt – ein graues Gefieder. Die Hausgänse tragen meistens ein weißes Federkleid. Es gibt aber auch einige Hausgänse, die noch zum Teil graue Federn haben.
Gänse leben sowohl im als auch um das Wasser herum. Du kannst deutlich ihre Schwimmhäute zwischen den Zehen sehen. Diese Schwimmhäute sind ein sicheres Zeichen dafür, dass die Gänse zu den Schwimmvögeln zählen. Mit Hilfe dieser Schwimmhäute können Gänse sehr gut und schnell schwimmen.
Einmal im Jahr mausern sich die Gänse. Das bedeutet, dass sie nach und nach ein neues Federkleid bekommen und die „alten“ Federn verlieren. Die „Mauser“ gibt es jedoch nicht nur bei Gänsen – auch alle anderen Vögel wechseln auf diese Art ihr Gefieder.
Gänsefamilie
Graugänse suchen sich schon sehr jung einen Partner - manchmal schon im Alter von 1 ½ Jahren. Obwohl sie in diesem Alter noch keine Jungen bekommen können, schließen sie bereits jetzt den „Bund fürs Leben“. Erst wenn die Gänse etwa drei oder vier Jahre alt sind, bekommen sie das erste mal Junge.
Hausgänse sind meistens nicht auf einen Lebenspartner fixiert. Ein Ganter befruchtet die Eier einer ganzen Gruppe.
Hausgänse können bis zu 50 Eier pro Jahr legen. Entweder brüten die Gänse die Eier selber aus, oder die Eier werden in spezielle Brutkästen oder anderen Gänsen zum Brüten ins Nest gelegt.
Graugänse bauen ihr Nest am Boden in der Nähe des Wassers. Dort ist es nur schwer zugänglich und bietet damit Schutz gegen die Feinde. Das Nest besteht aus Pflanzenmaterial und ist dick mit Daunen gepolstert. Durch ihr gräulich-braunes Gefieder sind die Gänse beim Brüten gut getarnt.
Nachwuchs
Zwischen Ende März und Anfang Mai legt das Graugans-Weibchen vier bis neun weißliche Eier und brütet sie aus. Der Ganter hat die Aufgabe, das Nest zu bewachen. Nach 27 bis 29 Tagen schlüpfen die Jungen.
Alle Gänse sind Nestflüchter. Das heißt, sie können sofort nach dem Schlüpfen ihren Eltern nachlaufen und schwimmen.
Auch jetzt, wenn die Jungen geschlüpft sind, ist es die Aufgabe des Ganters, seine Familie zu bewachen und zu verteidigen. Dies geschieht hauptsächlich über durch zischen, beißen und mit den Flügeln schlagen.
Obwohl die kleinen Gänse bereits nach 50 bis 60 Tagen langsam flügge werden, bleiben sie noch bis in den Winter bei den Eltern. Richtig fliegen können sie erst mit vier bis fünf Monaten. Gemeinsam fliegen dann alle zum Winterquartier. Den Weg dorthin lernen die Jungen von den Eltern. Erst im nächsten Jahr, wenn die neue Brutzeit beginnt, verjagt der Gänse-Vater die Jungen.
Herr der Gänse
Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz beschäftigte sich sehr lange Zeit mit dem Leben der Graugänse. Er fand heraus, dass die kleinen Gänse schon zwei Tage vor dem Schlüpfen durch bestimmte Laute Kontakt zu den Eltern aufnehmen.
Er entdeckte außerdem, dass es sich direkt nach dem Schlüpfen der Jungen entscheidet, wen sie als ihre Eltern sehen. Das Erste, das die Kleinen – noch während bzw. nach dem Schlüpfen sehen – erkennen sie als ihre Eltern – egal, ob es eine Gans, ein Mensch oder zum Beispiel ein Spielzeugauto ist. Diese Phase nannte der Wissenschafter: Prägungsphase.
Die so genannte Prägung auf die Eltern ist in der freien Natur äußerst wichtig. Wenn die Kleinen ihre Eltern und Geschwister verlieren würden, hätte das schlimme Folgen. So aber wissen sie vom ersten Moment an, wem sie nachlaufen müssen.
Haltung und Ernährung
Hausgänse werden meistens in größeren Gruppen gehalten. Ein Gänserich oder Ganter hat hier vier bis sechs Gänseweibchen. Leben die Tiere im Freiland, benötigt jede Gans etwa 25 m² Freifläche, um genügend Futter zu bekommen.
Haus- und Graugänse sind reine Vegetarier. Sie ernähren sich von Wasser- und Landpflanzen. Dazu ziehen sie zum Teil an Land auf die Weide und rupfen dort Gräser und Blätter. Später im Jahr fressen sie Getreidekörner, Kartoffeln und Wildgräser.
Hausgänse werden mit Fertigfutter oder Hühnerfutter, Karotten, Erdäpfel und Grünfutter gefüttert. Wenn sie die Möglichkeit haben, den ganzen Tag auf der Weide Gras zu fressen, bekommen sie zusätzlich nur noch Körnerfutter.
Frisch geschlüpfte Gänse bekommen einen Brei aus Getreide sowie Grünfutter und geriebene Karotten.
Zum Trinken brauchen Gänse viel frisches Wasser.
Graugänse können übrigens 17 bis 20 Jahre alt werden. Hausgänse erreichen ein Alter von 30 Jahren und mehr. Es wird sogar behauptet, dass Hausgänse ein Alter von 80 Jahren erreichen können. Ein so hohes Alter bei Hausgänsen konnte jedoch noch nicht bewiesen werden.
Rassen
Bei Gänsen gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Rassen. Die meisten sind wildlebend.
Es gibt aber auch zahlreiche Hausgans-Rassen. Zu den bekanntesten Hausgänsen gehören die Diepholzer Gans, die Emdener Gans und die Pommersche Gans. Die Höckergans ist vor allem in Asien sehr beliebt, da sie das Klima dort besser verträgt als die Nachkommen der Graugans.
Bei den Graugänsen wird zwischen einer östlichen und einer westlichen Rasse unterschieden. Der einzige äußerliche Unterschied dieser beiden Graugansrassen liegt in der Färbung des Schnabels.
Weitere Rassen sind die Saatgans, eine nahe Verwandte der Graugans, und die Kurzschnabelgans.
Wenn du mehr über die unterschiedlichen Arten und Rassen der Gänse nachlesen möchtest, schau bei den externen Links nach.
Küche
In der Vorweihnachtszeit – genauer gesagt zu Martini – gibt es in sehr vielen Haushalten Gänsebraten. Das hat in unserer Gegend eine lange Tradition. Es gibt sogar eine alte Geschichte, warum zu Sankt Martin (= Heiliger Martin) ausgerechnet Gänse gegessen werden.
Beim Kauf von Gänsefleisch ist es jedoch wichtig, darauf zu achten, woher es kommt und unter welchen Bedingungen die Gänse gelebt haben!
In vielen Ländern ist es immer noch erlaubt, Gänse zu stopfen. Dabei wird den Tieren mehrmals täglich eine übergroße Menge Futter durch ein Rohr direkt in den Magen gepumpt. Damit die Gänse das Futter nicht wieder hochwürgen können, wird ihnen der Hals mit einem Gummiband zugebunden. Durch dieses Stopfen nehmen die Gänse sehr rasch an Gewicht zu. Außerdem vergrößert sich die Leber um ein Vielfaches – sie wird zur so genannten Fettleber. Diese große Leber ist übrigens der Hauptbestandteil für die berühmte französische Leberpastete.
Aber nicht nur das Stopfen bereitet den Gänsen Qualen. Auch die Haltung in Einzelkäfigen, in denen sie sich nicht bewegen können, ist für die Gänse schrecklich. Dazu kommen noch Entzündungen in den Gelenken – durch die rasche Gewichtszunahmen - und Verletzungen im Halsbereich durch das Stopfen.
In Österreich, Deutschland und einigen anderen Ländern ist es bereits verboten, Gänse zu stopfen. Es werden hier aber viele Gänse aus anderen Ländern importiert, wo das Gänsestopfen noch erlaubt ist.
Auch du kannst mithelfen, diese Tierquälerei zu stoppen – indem du und deine Eltern beim Kauf einer Gans darauf achtet, woher sie stammt.
Übrigens: das Fleisch von „glücklichen“ Gänsen schmeckt auch besser!
Externe Links