Wienfluss: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. August 2011, 13:18 Uhr
Der Wienfluss entspringt am Nordhang des Kaiserbrunngebirges bei Rekawinkel im Wienerwald in 620 Meter Seehöhe als "Dürre Wien" ("dürr" von "dier", was träge oder langsam bedeutet).
Das Flussgebiet mit den Zuflüssen umfasst 225 km², davon 25 km² im Stadtgebiet von Wien. Auf seinem 33 Kilometer langen Weg bis zur Mündung in den Donaukanal nimmt der Wienfluss 124 Bäche auf.
Seinen Namen trägt er ab der Vereinigung der Dürren Wien mit dem Pfalzauer Bach.
Durch Jahrtausende war der Wienfluss für die Menschen, die nahe seinem Ufer wohnten, von großer Bedeutung:
Fische und Krebse dienten als Nahrung, sein Wasser betrieb Mühlen, aber viele Überschwemmungen richteten schwere Schäden an.
In vorgeschichtlicher Zeit war der Wienfluss ein mächtiger Strom mit mehreren hundert Metern Breite. An den Geländestufen im 15. Bezirk ist deutlich erkennbar, wie der Fluss allmählich in sein heutiges Bett zurückgewichen ist.
Noch in der Römerzeit war er ein beachtliches Gewässer mit vielen Inseln, umgeben von dichten Auwäldern. Auch im Mittelalter war er wesentlich größer als jetzt. Und noch im vorigen Jahrhundert war das Flussbett bis zu 285 m breit, wenn auch sehr flach.
Inhaltsverzeichnis
Hochwassergefahr und Regulierung
Das Bett des Wienflusses und der meisten Zuflüsse ist lehmig. Lehm wird, wenn er sich mit Wasser vollgesogen hat, wasserundurchlässig. Das wirkt sich bei starken Niederschlägen verhängnisvoll aus.
Der Wienfluss hat im Oberlauf, von der Quelle bis Pressbaum ein sehr starkes Gefälle, nämlich 43%. Im Stadtgebiet Wiens sinkt das Gefälle auf 6%. Das heißt, dass aus dem Wienerwald ein reißender Gebirgsfluss kommt, der bei Hochwasser durch seine hohe Geschwindigkeit einen gewaltigen Druck ausübt. Darum gab es immer wieder schwere Überschwemmungen.
Ein Teil des Ortes Penzing verschwand 1630 für immer in seinen Fluten.
1785 stieg das Wasser nach einem Wolkenbruch in zehn Minuten um neun Meter und floss zwei Meter hoch durch die Räume von Schönbrunn. 1897 verwüstete der reißende Fluss nach dreitägigen Unwettern die Stadtbahnbaustellen.
Immer wieder versuchten die Wiener, die Gefährlichkeit des Wienflusses einzudämmen, vor allem durch den Bau von Wehranlagen und durch das Fällen der Bäume im Uferbereich, damit das Wasser rascher abfließen konnte.
Im 18. Jahrhundert versuchte man es umgekehrt. Man bepflanzte die Ufer und legte gleichzeitig Auffangbecken an. Diese Arbeiten wurden aus Geldmangel nicht fertig gestellt.
Die ersten wirksamen Maßnahmen:
- 1814 bis 1817: Das Flussbett wurde verbreitert und die Uferböschungen gepflastert.
- 1894 bis 1901: Die endgültige Regulierung auf der 17 Kilometer langen Strecke von Weidlingau bis zum Donaukanal erfolgte zugleich mit dem Bau der Stadtbahn.
Bei Weidlingau wurden Hochwasserschutzbauten angelegt. Der Fluss wurde in ein gemauertes oder betoniertes Bett geleitet, das so groß ist, dass die aus dem Hochwassersammelbecken und den Kanalüberläufen abfließenden Wassermengen auf jeden Fall Platz haben.
In drei Abschnitten wurde der Wienfluss überwölbt:
Vor dem Schloss Schönbrunn (100 m),
zwischen der Karl-Walther-Gasse und der Stadtbahnstation Margaretengürtel (350 m) und
zwischen den Stadtbahnstationen Kettenbrückengasse und Stadtpark (2 000 m).
Mühlen
Durch viele Jahrhunderte bedeutete der Wienfluss für die Anrainer einen wichtigen Teil ihres Lebensunterhaltes. Bis vor etwa 200 Jahren war der Fluss reich an Fischen, an seinen Ufern gab es Scharen von Flusskrebsen. Vom Fluss wurden Mühlbäche abgeleitet, mit denen Mühlen betrieben wurden. Schon 1211 wird der erste Mühlbach urkundlich genannt.
Für den größten Mühlbach wurde das Wasser oberhalb der heutigen Lobkowitzbrücke mit einem Wehr aufgestaut. Der Mühlbach floss durch die heutige Ullmannstraße und Mollardgasse wieder in die Wien zurück. In der jetzigen Pfeiffergasse stand eine uralte Mühle.
Im Jahre 1802 standen alle Mühlen acht Monate lang wegen Wassermangels still. Als viele Felder verbaut wurden verloren sie ihre Bedeutung und wurden stillgelegt.
An den Mühlbach erinnerte noch einige Zeit, dass die Ullmannstraße Mühlbachgasse oder Am Mühlbach und die Pillergasse Wehrgasse hießen.
1894, als die Vororte zu Wien kamen, wurden viele Straßennamen geändert, um das doppelte oder mehrfache Vorkommen der Bezeichnungen im Wiener Stadtgebiet zu beseitigen.
Verunreinigung
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts siedelten sich an der Wien Wäscher, Gerber und Färber an. Sie arbeiteten vor allem als Zulieferer für die ersten Textilfabriken. Solche Handwerker gab es auch im Bereich der Ullmannstraße. Eine Gerberei in der Pfeiffergasse entwickelte sich zur Lederfabrik.
Diese Betriebe nutzten das Wasser des Wienflusses und leiteten ihre Abwässer in den Fluss. Die Ufer wurden immer dichter besiedelt. Auch aus den Häusern wurden die Abwässer in den Fluss geleitet und die Abfälle hineingeschüttet. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde aus dem fischreichen Gewässer eine stinkende Kloake.
Es hängt wahrscheinlich mit dieser enormen Verunreinigung des Flusses zusammen, dass die Cholera-Epidemie, die 1830/31 beiderseits der Wien ausbrach, besonders viele Opfer forderte.
1831 wurden deshalb, vom Donaukanal weg, Sammelkanäle parallel zur Wien gebaut, zuerst am rechten, ab 1836 auch am linken Ufer. Bis 1839 wurden diese Kanäle, die man Cholera-Kanäle nannte, bis zum Linienwall, dem heutigen Gürtel, gebaut.
Erst nach der Eingemeindung der Vororte 1891 wurden die Sammelkanäle bis Hütteldorf verlängert. Damit verschwanden 1894 die Senkgruben auch aus dem größeren Teil von Rudolfsheim und Fünfhaus.