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Der Wienfluss, so wie wir ihn heute kennen, sah vor vielen Jahren ganz anders aus. Jetzt ist er an den meisten Tagen nur ein kleines Flüsschen, das ganz zahm und ungefährlich dahin fließt. Vor vielen Jahren war das aber anders. Die Wien war einmal ein Fluss, der seine Eigenart von einem Tag zum anderen rasch ändern konnte. Wenn es im Wienerwald stark geregnet hatte, kam es oft vor, dass das Wasser über die Ufer trat und die umliegende Gegend überschwemmte. Dann riss das wild gewordene Wasser alles mit sich, was ihm im Wege war.
Damals wohnte im Fluss nahe beim Wehr, wo das Wasser am tiefsten war, ein Wassermännlein. Es saß oft am Wasser. Es hatte einen grünen Hut und einem grauen Rock an. Ebenso trug es hohe Stiefel, die mit roten Quasten verziert waren. Da saß es und schaute nach einem Opfer. Kinder, die gerne am Wasser spielten und in seine Nähe kamen, rief es und lockte es an. Kinder waren ihm am liebsten, denn die waren manchmal recht leichtsinnig. Wenn es eines zu fassen bekam, dann packte es zu und zog das Kind zu sich ins Wasser bis auf den Grund hinunter. Keines dieser Kinder ist jemals wieder gesehen worden. Sie verschwanden im tiefen Wasser, wo selbst das Sonnenlicht nicht mehr hinkam.
Von diesem Wassermännlein wussten die Leute, die dort am Magdalenengrund wohnten, so manche Geschichte zu erzählen. Zum Beispiel die von einem Buben, der sich sehr stark und mutig fühlte und sagte, er werde durch diese gefährliche Stelle durchschwimmen. Er band sich Ochsenblasen um den Leib, damit fühlte er sich sicher und sprang in den Fluss. Als er aber zu der tiefen Stelle kam, sahen seine Freunde, wie das Wasser plötzlich zu brausen begann und eine Hand aus dem Wasser auftauchte. Die Hand löste die angebundenen Ochsenblasen ab und der mutige Bub verschwand im Wasser. Lange wurde noch nach ihm gesucht, aber niemand hat ihn je wieder gesehen.
Eine andere Geschichte erzählt von einem Buben, der dort am Fluss Treibholz fischen wollte. Das Wasser, das vor der Stadt auch durch Waldgebiete floss, brachte im Herbst besonders viel Holz mit. Der Bub hatte seiner Mutter schon viel davon für den Ofen nach Hause gebracht. Einmal wollte er ein besonders großes Holzstück herausholen. Ein Stück von einem Baumstamm. Er stieg dazu auf einen Stein, der aus dem Wasser herausragte. Das Wassermännlein aber riss diesen Stein weg und der Bub stürzte ins Wasser. Zum Glück konnte sich der Bub am Stamm festhalten und dieser trieb, von der Strömung fortgerissen, weg von der Stelle und an das Ufer.
So wurde das Wassermännlein diesmal um sein Opfer gebracht. Vielleicht aus dem Grund, weil der Bursche nicht aus Leichtsinn und Übermut in das Wasser gestiegen war, sondern weil er eine gute Absicht gehabt hatte.
Es sind danach noch viele Kinder vom Wassermännlein geholt worden. Eines Tages kamen viele Männer mit Schaufeln und Hacken, die das Flussbett ausschaufelten und breiter machten. Es wurden Steine in das Flussbett verlegt und die Wien wurde reguliert, so wie wir sie heute kennen. Es gab keine Hochwasser und Überschwemmungen mehr und auch das Wehr gab es nicht mehr. Das Wassermännlein verschwand ebenfalls und war nicht mehr zu sehen. Wohin es verschwunden ist, weiß niemand.
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[[kategorie:Sagen]]
Der Wienfluss, so wie wir ihn heute kennen, sah vor vielen Jahren ganz anders aus. Jetzt ist er an den meisten Tagen nur ein kleines Flüsschen, das ganz zahm und ungefährlich dahin fließt. Vor vielen Jahren war das aber anders. Die Wien war einmal ein Fluss, der seine Eigenart von einem Tag zum anderen rasch ändern konnte. Wenn es im Wienerwald stark geregnet hatte, kam es oft vor, dass das Wasser über die Ufer trat und die umliegende Gegend überschwemmte. Dann riss das wild gewordene Wasser alles mit sich, was ihm im Wege war.
Damals wohnte im Fluss nahe beim Wehr, wo das Wasser am tiefsten war, ein Wassermännlein. Es saß oft am Wasser. Es hatte einen grünen Hut und einem grauen Rock an. Ebenso trug es hohe Stiefel, die mit roten Quasten verziert waren. Da saß es und schaute nach einem Opfer. Kinder, die gerne am Wasser spielten und in seine Nähe kamen, rief es und lockte es an. Kinder waren ihm am liebsten, denn die waren manchmal recht leichtsinnig. Wenn es eines zu fassen bekam, dann packte es zu und zog das Kind zu sich ins Wasser bis auf den Grund hinunter. Keines dieser Kinder ist jemals wieder gesehen worden. Sie verschwanden im tiefen Wasser, wo selbst das Sonnenlicht nicht mehr hinkam.
Von diesem Wassermännlein wussten die Leute, die dort am Magdalenengrund wohnten, so manche Geschichte zu erzählen. Zum Beispiel die von einem Buben, der sich sehr stark und mutig fühlte und sagte, er werde durch diese gefährliche Stelle durchschwimmen. Er band sich Ochsenblasen um den Leib, damit fühlte er sich sicher und sprang in den Fluss. Als er aber zu der tiefen Stelle kam, sahen seine Freunde, wie das Wasser plötzlich zu brausen begann und eine Hand aus dem Wasser auftauchte. Die Hand löste die angebundenen Ochsenblasen ab und der mutige Bub verschwand im Wasser. Lange wurde noch nach ihm gesucht, aber niemand hat ihn je wieder gesehen.
Eine andere Geschichte erzählt von einem Buben, der dort am Fluss Treibholz fischen wollte. Das Wasser, das vor der Stadt auch durch Waldgebiete floss, brachte im Herbst besonders viel Holz mit. Der Bub hatte seiner Mutter schon viel davon für den Ofen nach Hause gebracht. Einmal wollte er ein besonders großes Holzstück herausholen. Ein Stück von einem Baumstamm. Er stieg dazu auf einen Stein, der aus dem Wasser herausragte. Das Wassermännlein aber riss diesen Stein weg und der Bub stürzte ins Wasser. Zum Glück konnte sich der Bub am Stamm festhalten und dieser trieb, von der Strömung fortgerissen, weg von der Stelle und an das Ufer.
So wurde das Wassermännlein diesmal um sein Opfer gebracht. Vielleicht aus dem Grund, weil der Bursche nicht aus Leichtsinn und Übermut in das Wasser gestiegen war, sondern weil er eine gute Absicht gehabt hatte.
Es sind danach noch viele Kinder vom Wassermännlein geholt worden. Eines Tages kamen viele Männer mit Schaufeln und Hacken, die das Flussbett ausschaufelten und breiter machten. Es wurden Steine in das Flussbett verlegt und die Wien wurde reguliert, so wie wir sie heute kennen. Es gab keine Hochwasser und Überschwemmungen mehr und auch das Wehr gab es nicht mehr. Das Wassermännlein verschwand ebenfalls und war nicht mehr zu sehen. Wohin es verschwunden ist, weiß niemand.
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