Hast du schon einmal von der Sportart Voltigieren gehört? Dieser Sport gehört zu den Pferdesportarten. Eigentlich ist es eine Mischung aus Reiten und Turnen. Geturnt wird aber nicht auf einer Matte am Boden, sondern am Rücken eines Pferdes.
Diese Sportart ist ideal, wenn du gerne schon reiten würdest, aber noch zu klein dafür bist. Voltigieren ist aber auch generell eine sehr gute Vorbereitung auf den Reitsport. Es schult das Gleichgewicht, du bekommst ein gutes Gefühl für die Bewegungen des Pferdes und lernst „gut“ zu fallen. Außerdem ermöglicht dieser Sport dir auch schon in jungen Jahren (ab etwa 5 oder 6 Jahren), einem Pferd ganz nah zu sein. Manchmal sogar näher, als wenn du im Sattel sitzt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Voltigieren gibt es eigentlich schon sehr lange Zeit, auch wenn es erst im 19. Jahrhundert populär wurde. Doch bereits in der Antike wurde dieser Sport ausgeübt. Damals gehörte er jedoch hauptsächlich zur militärischen Ausbildung der Soldaten.
Das damalige Voltigieren ist mit dem heutigen Sport aber kaum vergleichbar. Es handelte sich damals nur um das Auf- und Abspringen an einem Holzpferd. Diese Übungen sollten dann auf lebenden Pferden umgesetzt werden. Der Hintergedanke der Übungen war, dass die Soldaten möglichst schnell auf- und abspringen können sollten. Diese Fertigkeiten sollten ihnen im Kampf einen Vorteil verschaffen.
Die Übungen wurden auch durch einige akrobatische Einlagen erweitert und so bei den alljährlich stattfindenden altrömischen Spielen auf galoppierenden Pferden vorgeführt.
Bis hin ins 19. Jahrhundert hatte Voltigieren vor allem in der Ausbildung der Soldaten eine große Bedeutung. Es hatte damals zwar hauptsächlich die Bedeutung einer Vorübung zum Reiten, doch nach und nach entwickelte sich daraus eine selbstständige Sportart.
1920 wurde Voltigieren als Mannschafts- und Einzelbewerb einmalig bei den Olympischen Spielen ausgetragen. Ab dem Zeitpunkt begann die Entwicklung des Voltigierens zu einem Kindersport, der auch hier als Reitvorbereitung ausgeübt wurde.
Neuzeit
Nach dem 2. Weltkrieg wurde Voltigieren ernsthafter betrieben. Es verlor seinen Ruf, ein reiner Kindersport zu sein. Voltigieren wurde zu einer Mannschaftssportart, in der seit den 1960er Jahren regelmäßig Wettbewerbe und Meisterschaften ausgetragen werden. Obwohl dieser Sport eine bereits sehr lange Geschichte hat, wurde er erst im Dezember 1981 als offizielle Sportart anerkannt. Seither können auch offizielle internationale Turniere stattfinden.
Die Durchsetzung des Einzelvoltigierens erfolgte erst später.
1984 fand die erste Europameisterschaft statt. Sie wurde in Ebreichsdorf bei Wien ausgetragen – und zwar in Einzel-Damen, Einzel-Herren und Mannschaftswettbewerb. Zwei Jahre später wurden die ersten Weltmeisterschaften ausgetragen.
Ausrüstung
Zum Voltigieren benötigst du selbst einen eher eng anliegenden Trainingsanzug und Turnschuhe, die eine sehr weiche, dünne Sohle haben.
Das Pferd braucht auch eine bestimmte Ausrüstung. Sie besteht aus einem Voltigiergurt, der knapp hinter dem Widerrist des Pferdes aufliegt. Auf ihm befinden sich zwei stabile Handgriffe, eine Mittelschlaufe und zwei Fußschlaufen. Damit auch der Rücken des Pferdes geschützt ist, trägt das Pferd ein Pad (eine Schaumstoffunterlage) unter dem Gurt.
Außerdem werden noch ein Zaumzeug, eine Longe (etwa 8 Meter lange Leine aus Nylon oder Baumwolle), eine Longierpeitsche und Ausbindezügel benötigt.
Das Pferd wird beim Voltigieren vom Trainer an dieser Longe geführt. Dabei steht der Trainer (oder die Trainerin) in der Mitte eines Kreises mit etwa 15 Meter Durchmesser. Das Pferd bewegt sich an der gedachten Kreislinie, entsprechend etwa 7 bis 8 Meter vom Trainer entfernt.
Übungen
Beim Voltigieren geht es darum, unterschiedliche Turnübungen am Pferd auszuführen. Das Pferd bewegt sich dabei in den Gangarten Schritt, Trab oder Galopp. Zum Voltigieren gehört aber auch das Aufspringen auf das Pferd und abschließend der Absprung vom Pferd.
Die verschiedenen Übungen werden manchmal auch zu Beginn auf Holzpferden oder Tonnenpferden und anschließend am stehenden Pferd geübt. Die Übungen sind zu beginn ganz schön schwierig – nicht nur, wenn sich das Pferd bewegt.
Wenn du gerne wissen willst, wie die einzelnen Grundübungen aussehen und wie sie durchgeführt werden, dann schau mal hier nach.
Einige der Bilder, die du auf dieser Seite siehst, wurden uns übrigens vom Voltigier- und Reitverein Heiligenstedten-Krempermarsch zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Turniere
Voltigieren ist eine wunderbare Vorübung, wenn du später einmal Reiten lernen möchtest. Es schult dein Gleichgewicht, du lernst die Bewegungen des Pferdes kennen und du lernst – sollte es passieren – dir beim Stürzen nicht allzu weh zu tun.
Voltigieren ist aber, wenn es um Turniere geht, ein wirklich anstrengender, anspruchsvoller Leistungssport. Es wird nicht nur Gleichgewicht und Koordination des eigenen Körpers benötigt. Du brauchst auch viel Kraft, Spannung, Beweglichkeit, Ausdauer, Rhythmusgefühl, Mut und Kreativität. Eine Grundvoraussetzung ist auch, dass du Pferde magst und „deinem“ Voltigierpferd Vertrauen entgegen bringst. Außerdem ist Voltigieren auch ein Mannschaftssport. Die Gruppe kümmert sich auch immer gemeinsam um die Versorgung des Pferdes.
Bei Turnieren gibt es hier unterschiedliche Leistungsklassen. Es gibt einfache Turniere, in denen die Übungen nur im Schritt oder im Trab ausgeführt werden müssen. Bei nationalen und internationalen Bewerben sind die Übungen am Pferd jedoch im Galopp zu turnen.
Außerdem wird bei den Bewerben in Pflicht und Kür unterschieden – ähnlich wie beim Eiskunstlauf. Verschiedene Turnübungen müssen gemacht werden, andere können nach eigener Zusammenstellung absolviert werden. Die genaueren Turnierbestimmungen erfährst du hier.
Externe Links
Wien:
ASKÖ Reitverein Freudenau
Niederösterreich:
Reitstall Triestinghof
Oberösterreich:
Lucky Horse Ranch
Steiermark:
Pferdehof und Kleintierfarm „Römerweg“