Geschichte Wiens: Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

Aus KiwiThek
Version vom 23. Juli 2020, 14:01 Uhr von Ckaindel (Diskussion | Beiträge) (Kriegsende und Wiederaufbau)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Einzug von Hitlers Wagenkolonne in Wien - unbekannt de.wikipedia.org, CC BY-SA 3.0 DE

Am 12. März 1938 ließ Adolf Hitler die Wehrmacht in Österreich einmarschieren. Am 13. März wurde der "Anschluss Österreichs" an das Deutsche Reich verkündet. Am 15. März trat Hitler auf dem Heldenplatz in Wien auf. Viele Menschen jubelten ihm zu. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 war Österreich als Ostmark ein Teil Nazi-Deutschlands. Nach 1945 stand Österreich noch zehn Jahre unter Besatzung und wurde erst 1955 wieder unabhängig.


Der "Anschluss"

Zeichen der Widerstandsgruppe am Stephansdom - Gryffindor commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0

Schon seit 1933 hatte Hitler die Eingliederung seiner Heimat in das Deutsche Reich geplant. Im März 1938 kam es schließlich zum "Anschluss".

Nach der Eingliederung wurde an den meisten öffentlichen Gebäuden die Hakenkreuzfahne aufgezogen. Nur die Innere Stadt senkte ihre Fahne tief. Das war ein Zeichen der Trauer.

Einige Österreicher hatten die Politik der Partei nämlich durchschaut. Denn wie konnte man denn Arbeit schaffen? Wie konnte man Geld verteilen, das ja offensichtlich nicht vorhanden war? Das ging doch nur, wenn die Arbeitsplätze und das Geld einer Gruppe von Menschen weggenommen werden würde.

Diese Menschengruppe waren die Juden. Sie wurden aus Wien vertrieben und ihr Vermögen beschlagnahmt.

Judenverfolgung

Verhaftung und Abtransport von Juden - Lifta de.wikipedia.org, CC BY-SA 3.0 DE
Boykott Jüdischer Geschäfte - unbekannt de.wikipedia.org, CC BY-SA 3.0 DE
Deportation von Sinti und Roma - unbekannt de.wikipedia.org, CC BY-SA 3.0 DE

Den anderen Menschen wurde gesagt, die Juden seien an ihren Problemen und an ihrer Arbeitslosigkeit schuld. Viele verzweifelte, arbeitslose Menschen glaubten das sogar.

Da die Juden meist Kaufleute waren, also Geschäfte und Läden hatten, erhielt der Staat viel Geld.

Willkommenen Anlass dafür, gegen die Juden vorzugehen, bot ihnen der Mordanschlag eines 17-jährigen polnischen Juden Herschel Grynszpan auf einen deutschen Diplomaten am 7. November 1938. Er wurde dafür hingerichtet, doch damit war die Geschichte noch nicht vorbei.

Der Reichspropagandaminister Goebbels veranlasste daraufhin eine Strafmaßnahme, die gegen alle Juden gerichtet war.

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938, der sogenannten Reichspogromnacht, wurden in Wien 42 Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt. Die Novemberpogrome dauerten leider nicht nur eine Nacht.

Tausende jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden geplündert, zerstört und beschlagnahmt. 6 547 Juden kamen in Haft. Sie mussten als Schikane (unnötige Quälerei) sogar die Straßen waschen.

Die meisten glaubten, die gefangen genommenen Juden werden in andere Länder geschickt oder in Ghettos, wo sie unter sich bleiben und leben konnten. Aber sie täuschten sich. Diese Menschen wurden in Lager gebracht und auf grausame Weise getötet. Wollte ihnen jemand zur Flucht verhelfen oder sie verstecken, musste er selbst damit rechnen, getötet zu werden. Trotzdem gab es einige Menschen, die zu helfen versuchten.

Viele Österreicherinnen und Österreicher sind an dem Völkermord (Holocaust), der an den Juden begangen worden ist, mitschuldig gewesen.

Die Ausmaße wurden erst jetzt sichtbar. Insgesamt hatten Hitler und seine Gefolgsleute 10 Millionen Juden getötet.

Aber auch Millionen Roma, Sinti, politische Gegner, behinderte Menschen, Polen und Russen waren umgebracht worden.

Kriegsende und Wiederaufbau

Frauen zwischen den Trümmern des Krieges - Bundesarchiv, Bild 183-H26657 commons.wikimedia.org, CC-BY-SA 3.0

Nach dem Krieg wurde bereits die Zugehörigkeit zur Nationalsozialistischen Partei als Verbrechen gewertet. Dabei waren viele nur zur Partei gegangen, um Arbeit zu bekommen. Das Parteiprogramm hatte sie nicht interessiert. Viele wollten nicht wissen, was geschah, obwohl sie es hätten erfahren können. Als die Untaten der Nazis und ihrer Verbündeten nicht mehr verdrängt werden konnten, war es zu spät. Aussteigen konnte niemand mehr, ohne um sein Leben fürchten zu müssen.

Die Wiener waren nicht nur geschockt durch die Bombenangriffe, die ihrer Stadt schlimme Zerstörungen zugefügt hatten. Sie begriffen erst jetzt, welche Verbrechen geschehen waren. Ihre Söhne und Männer hatten für einen unmenschlichen Diktator gekämpft und waren dafür gestorben.

Durch die Bomben waren der Stephansdom, die Oper, das Burgtheater, der Prater und viele Wohnhäuser zerstört worden.

Es kostete viel Arbeit, das alles wieder aufzubauen. Neue Gebäude entstanden. Vor allem Gemeindebauten mit mehreren Stockwerken wurden gebaut. Nur in der Innenstadt sind heute noch viele alte Gebäude aus der Kaiserzeit zu bewundern.

Die Besatzungsmächte (1945-1955)

Besatzungszonen in Wien - Paasikivi commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0
Holocaust-Mahnmal am Judenplatz - Invisigoth67 commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0

Nach dem Krieg war Wien von den vier Befreiungsarmeen besetzt. Das waren die Amerikaner, die Russen, die Franzosen und die Engländer.

Mit einem Jeep (Auto) fuhren sie durch die Stadt und kontrollierten die Straßen. Von jeder Besatzungsmacht saß ein Soldat in diesem Jeep.

Darum wurden sie von den Wienern "Die Vier im Jeep" genannt.

Die Besatzung dauerte 10 Jahre. Endlich verkündete am 15. Mai 1955 der österreichische Außenminister Leopold Figl nach Abschluss des Staatsvertrages vom Balkon des Oberen Belvedere: "Österreich ist frei!"

Nach dem Krieg kamen viele aus Wien geflohene Juden oder solche, die wie durch ein Wunder die Leiden im Konzentrationslager überlebt hatten, wieder nach Wien zurück.

Das von den Nationalsozialisten eingezogene Vermögen konnte nur teilweise wieder zurückgegeben werden.

Um an die Leiden der Juden zu erinnern, wurde im 1. Bezirk das Mahnmal am Judenplatz errichtet, das 1999 eingeweiht wurde. An dieser Stelle befand sich 1420 das jüdische Ghetto.

Sonstiges

Zur Hauptseite