Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von KiwiThek. Durch die Nutzung von KiwiThek erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern. Weitere Informationen

Änderungen

Wechseln zu: Navigation, Suche

Der herzlose Pförtner

5 Bytes entfernt, 13:53, 11. Feb. 2021
keine Bearbeitungszusammenfassung
Hastig riss nun der Torwächter das Fenster auf und schrie:
"Was willst du noch hier? Geh weiter! Ich kann das Tor nicht aufschließen, der Schlüssel hängt so hoch über meinem Kopf, dass ich ihn selbst mit ausgestreckter Hand nicht erreiche."
 
„Von nun an soll dir der Schlüssel immer hoch hängen, dass du ihn nie mehr erreichen kannst!" Nachdem die alte Frau dies gerufen hatte, drehte sie sich um und ging langsam vom Stadttor weg.
 
Es dauerte nicht lange, da ritt ein wohlhabender Bürger die staubige Straße heran. Vor dem Tor stieg er rasch vom Pferd und klopfte energisch um Einlass. Kaum hatte der Pförtner den Reiter durch das Guckloch gesehen, rief er dienstbeflissen hinaus: „Gleich komme ich, Herr!"
 
Er wollte nach dem Schlüssel greifen, sah ihn aber nicht. Da wurde ihm angst und bange. Rasch nahm er die Öllampe vom Tisch und leuchtete an die Wand hinauf. Zu seinem Schrecken saß dort eine große Spinne; sie hatte den Schlüssel umsponnen. Griff der Pförtner danach, kletterte die Spinne die Wand hinauf und zog den Schlüssel mit sich. Der Bürger vor dem Tor wurde bereits ungeduldig. „Wie lange soll ich noch warten?", rief er erbost zum offenen Fenster
hinein. „Herr, ich erreiche den Schlüssel nicht! Habt noch eine Weile Geduld!", bat der Pförtner.
 
„Wollt ihr mich zum besten halten? Ich werde mich beim Rat der Stadt beschweren!" Hastig bestieg der Bürger sein Pferd und ritt zum nächsten Tor. Dort wurde er sogleich eingelassen. Indessen war der Pförtner auf den Tisch gestiegen, um die Spinne zu erschlagen. Aber immer war das Tier schneller als er. Endlich hatte er es in eine Zimmerecke gejagt. Auf der Tischkante stehend, wollte er eben zum Schlag ausholen. Da kippte der Tisch um, und der Pförtner fiel hinunter. Dabei verstauchte er sich ein Bein.
 
Einige Tage später wurde er ins Rathaus gerufen. Mühsam humpelte er in die Ratsstube. Als ihm die Beschwerde des Bürgers vorgehalten wurde, beteuerte der Pförtner: „Mich trifft keine Schuld, der Schlüssel hing zu hoch!"
3.367
Bearbeitungen

Navigationsmenü