Sie blöken, sie mähen, sie meckern und manchmal pfeifen sie sogar. Allerdings nur dann, wenn Gefahr herrscht. Die Rede ist von Schafen, die gar nicht so dumm sind, wie es im Volksmund heißt. Schafe können sich nämlich etwa 50 Schafgesichter merken. Und das bis zu zwei Jahre lang. Sie merken sich, welches Futter ihnen gut tut und von welchem sie krank werden. Und sie wissen, wie sie sich von zu starker Sonnenstrahlung schützen können, selbst wenn es auf der Weide keinen Schattenplatz gibt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Schafe dienen den Menschen schon seit ziemlich langer Zeit als Nutztiere. Die erste bekannte Domestizierung von Schafen liegt etwa 10 000 Jahre zurück. Damals dienten die Schafe als Fleisch- und Felllieferanten. Schafe zählen also, gemeinsam mit den Ziegen, zu den ältesten Haustieren. Vor etwa 5 000 Jahren begannen die Menschen langsam, auch die Wolle des Schafes zu nutzen. Nach und nach wurden einige Schafe weiterhin wegen ihres Fleisches, andere wegen ihrer Wolle gezüchtet. So ist es auch heute noch.
Lebensraum
Alle Hausschafe stammen neueren Forschungen zufolge vom Armenischen Mufflon ab. Die Heimat der Europäischen Wildschafe erstreckte sich damals von Ungarn bis nach Süddeutschland, wobei aber auch der gesamte Mittelmeerraum von ihnen bevölkert war. Heute gibt es die Wildschafe nur noch auf Korsika und Sardinien. Das Hausschaf hingegen ist fast auf der ganzen Welt zu finden. Egal ob Steppen, Heiden oder die Hochebene, Schafe fühlen sich überall wohl. Sie können sich dem herrschenden Klima so gut anpassen, dass sie sogar in tropischen Ländern leben können.
Aussehen
Schafe sind Säugetiere. Auch wenn einige Rassen keine Hörner tragen, zählen sie zu den so genannten Hornträgern.
Schafe können je nach Art und Rasse recht unterschiedlich Aussehen. Ihr Fell kann weiß, schwarz, braun oder grau sein. Schafe sind einfärbig, getupft oder gescheckt. Manche haben Schwarze Köpfe, andere weiße oder braune. Viele tragen Hörner, die gerade, leicht gebogen, schneckenförmig oder spiralig sein können. Die Hörner können zwischen 50 und 190 Zentimeter lang sein. Es gibt aber auch viele Rassen, wo weder die Männchen, noch die Weibchen Hörner tragen. Und dann gibt es eine Schafrasse, das Jakobschaf, die sogar vier Hörner haben.
Schafe sind also wirklich sehr unterschiedlich – je nachdem zu welcher Rasse sie gehören und wo sie leben. Eines haben sie allerdings gemeinsam – nämlich ihr Fell, das zu Wolle verarbeitet wird.
Arten
Insgesamt gibt es zwischen 500 und 600 verschiedene Schaf-Arten. Neben den Wildschafarten wie etwa dem Mufflon oder dem Urial (Steppenschaf) sind vor allem Merinoschafe und Heideschnucke ziemlich bekannt. Letztere ähneln im Aussehen eher Wildschafen als Hausschafen. Die Widder oder Böcke (Männchen) tragen große, schneckenförmig gebogene Hörner. Die Hörner der Weibchen sind nach hinten gebogen. Ihr Fell ist lang und silbergrau bis dunkelgrau.
Walliser Schwarznasenschafe sehen ein wenig aus wie Pandabären. Darum werden sie auch Pandaschafe genannt. Ihr Gesicht und ihre Ohren sind schwarz. Außerdem haben sie schwarze Flecken an den Sprunggelenken und an den Vorderbeinen. Der Rest ihres Körpers ist weiß.
Die Jakobschafe oder Vierhornschafe sind besonders auffällig. Sie haben nicht nur zwei, sondern vier – manchmal sogar sechs – Hörner. Diese Rasse hat ein meist geflecktes Fell und ist heute hauptsächlich in Großbritannien beheimatet.
Eine in Österreich recht weit verbreitete Rasse ist das Merinoschaf. Es hat eine besonders feine Unterwolle und wird auch als Landschaf und für die Fleischwirtschaft gehalten.
Ernährung
Schafe sind recht genügsame Tiere, die zwar saftige Wiesen bevorzugen, aber auch in der Steppe gut satt werden. Sie zählen zu den Wiederkäuern (genau wie Kühe). Das bedeutet, dass Schafe die Nahrung einige Stunden nach dem Fressen wieder hoch würgen und nochmals gründlich kauen. Erst nach diesem „2. Durchgang“ gelangt der Speisebrei weiter in den Darm.
Im Sommer benötigen Schafe keinen Stall. Sie können Tag und Nacht im Freien bleiben. Auf den Wiesen, Weiden und Heiden finden sie genügend Futter. Im Winter allerdings benötigen sie einen Stall, Stroh und Heu.
Weil Schafe nicht zimperlich mit ihrem Futter sind und jeden Grashalm abzupfen, werden sie auch als natürliche Rasenmäher eingesetzt. Das heißt sie „arbeiten“ als „Gärtner“ auf Flächen die sonst versteppen oder verwalden würden. In Deutschland werden diese Tiere genau aus diesem Grund gerne auf Deiche (Schutzwalle zum Meer) getrieben. Die Deiche verwildern nicht und werden durch das Gewicht der Schafe gleichzeitig verdichtet.
Fortpflanzung
Schafe können im Alter von etwa 2 Jahren das erste Mal Junge bekommen. Normalerweise ist die Paarungszeit der Schafe im Herbst, da sie in dieser Zeit paarungsbereit sind. Es gibt aber auch Rassen, die einen asaisonalen Zyklus haben. Diese Schafe können eigentlich das ganze Jahr über trächtig werden. Dadurch ist es auch möglich, dass diese Schafe zweimal pro Jahr Junge bekommen. Normalerweise jedoch werfen Schafe nur einmal im Jahr.
Die Jungen (zwischen 1 und 4) kommen nach einer Tragzeit von 5 Monaten zur Welt. Schon kurz nach der Geburt können die kleinen Lämmer stehen und ihrer Mutter folgen. Schnell lernen die Kleinen das Blöken ihrer Mutter von anderen Schafen zu unterscheiden. Genauso wie die Mutter ihre Babys am Geruch erkennt.
Schafe können übrigens etwa 10 bis 12 Jahre alt. Höchstens erreichen sie ein Alter von 20 Jahren. Mutterschafe, die viele Junge bekommen haben, sterben meist aber schon im Alter von 5 bis 6 Jahren.
Haltung
Schafe können auf drei unterschiedliche Arten gehalten werden.
1. Wanderhaltung:
Bei dieser Art der Haltung wandert ein Schäfer meist in Begleitung eines oder mehrer Hütehunde mit der Herde von Weide zu Weide.
2. Hüte-Haltung:
Hier werden die Schafe auf eine nahe gelegene Weide getrieben, die sie abgrasen. Manche Firmen bezahlen heute schon Besitzer von Schafen dafür, dass sie ihre Schafe auf deren Grundstücken grasen lassen.
3. Koppel- oder Einzelhaltung:
Hier werden die Tiere in eingezäunten Weiden gehalten. Weder ein Schäfer noch ein Hund sind nötig um die Schafe zu beaufsichtigen.
Nutzung
Schafe werden aus unterschiedlichen Gründen gehalten und gezüchtet.
Die ursprüngliche Haltung von Schafen geschah ihres Fleisches und Felles wegen. Auch heute noch gibt es Rassen, die besonders wegen dem Fleisch gehalten werden. Die Fellverarbeitung von Schaffell ist vielerorts sehr zurückgegangen.
Etwas später begannen die Menschen, die Schafe auch zu melken. Heute gibt es bereits viele Käsesorten, die aus Schafmilch gefertigt werden und wahre Spezialitäten sind. Die Schafe, die hauptsächlich wegen ihrer Milch gehalten werden, werden auch Milchschafe genannt. Eine der bekanntesten Milchschafrassen ist das Ostfriesische Milchschaf.
Die Wolle von Schafen ist nicht nur in der Kleidungsindustrie sehr beliebt. Aus Schafwolle werden auch Bettdecken, Matratzen und sogar Dämmstoffe für den Hausbau hergestellt. Schafe werden schon seit langer Zeit geschoren. Ihre Wolle wird nach der Schur gewaschen und getrocknet bevor sie gefärbt, zu Wolle oder Stoff versponnen, gefilzt oder ähnliches wird. Schafe werden übrigens meistens 1x pro Jahr geschoren. Das geschieht zwischen Mai und Juni.
Schafe die der Landschaftspflege dienen, werden auch Landschafe genannt. Sie sind die biologischen Rasenmäher, die gleichzeitig düngen und ein Verwildern oder Verwalden der Fläche verhindern.
Schafe liefern aber auch das Rohmaterial für Leim, Kerzen, Seife und andere kosmetische Produkte. Sogar im Sport und in der Musik spielen sie eine Rolle. Ihre Därme werden als Bespannung von Tennisschlägern, sowie als Saiten von Musikinstrumenten verwendet.