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Das wurde dem Wirt zu viel. Er wusste schon, dass dieser Gast kein Geld hatte, ihn also nicht noch reicher machen konnte. So sagte er zu ihm, er solle sich zum Teufel scheren, denn hier werde er die Nacht nicht verbringen können. Da mischte sich Marie in die Szene ein, die Mitleid mit dem kleinen Mann hatte. Sie wollte nicht, dass er vor die Tür gesetzt wird, denn um diese Zeit war keine andere Herberge mehr zu finden und er hätte auf der Straße übernachten müssen. So machte sie also dem Wirt und dem Männlein das Angebot, dass sie einstweilen von ihrem ohnehin wenig Ersparten die Zeche und das Geld für das Bett vorstrecken würde. Brummend stimmte der Wirt zu und der Gast bekam sein bestelltes Abendessen.
Paracelsus wohnte nun schon seit einigen Tagen im „Schwarzen Adler“, und er schien sich dort auch sehr wohl zu fühlen. Tagsüber schlenderte er durch Wien und abends trank er mit anderen Studenten Wein im „Schwarzen Adler“. Er machte keine Anstalten wieder weiter zu reisen, geschweige denn seine Schulden zu bezahlen. Inzwischen kam nämlich schon eine beträchtliche Summe zusammen. Der Wirt wurde immer übelgelaunter und auch Marie wurde zusehends nervös, denn ihre Ersparnisse reichten bald nicht mehr aus, um für Paracelsus Schulden aufzukommen. Der Wirt beschloss diesen Umstand bald zu ändern und begann Paracelsus Rechnung aufzusetzen. Er wollte gerade zu seinem Zimmer gehen, um die Rechnung zu präsentieren, da sah er Marie und Josef in einer zärtlichen Umarmung am Gang stehen. Marie war gerade dabei, Josef ihr Leid zu klagen von ihrer bevorstehenden Kündigung. Hans Wangler war außer sich. Voller Wut rief er, dass Marie sofort das Haus verlassen müsse. Gleich soll sie ihr Bündel schnüren und gehen. Zu Hans aber sagte er: „Von dir erwarte ich, dass du noch heute zur Wirtstochter der „Grünen Weinrebe“ gehst, und um ihre Hand anhältst.“ Doch Josef erklärte, dass, wenn Marie aus dem Haus müsse, er mit ihr gehen werde. Denn er werde es niemals zulassen, dass jemand versuchteversuche, die beiden sie zu trennen.
Als der Wirt das hörte, wurde er noch zorniger und so kam es zu einem lauten Streit. Im ganzen Haus waren die schreienden Stimmen zu hören. Auch Paracelsus bekam mit, warum gestritten wurde. Er kam aus seinem Zimmer und fragte, ob er vermitteln könne. Der Wirt schrie ihn aber nur an: „Sie sind der letzte, der hier irgendetwas zu sagen hat, bezahlen sie endlich ihre Rechnung, sonst können sie gleich mitgehen mit den beiden!“ Paracelsus aber machte keine Anstalten zu bezahlen und so kramte Marie nach ihren Ersparnissen. Gerade als sie dem wütenden Wirt das Geld überreichen wollte, hielt der Arzt ihre Hand zurück. Er kramte in seiner Westentasche und fand eine Messingmünze. Diese gab er dem Wirt und betonte, dass dies eine kleine Anzahlung sein solle. Wutentbrannt über die fast wertlose Messingmünze schrie er: „Das nennen sie eine Anzahlung? Sie sind ein unverschämter Lügner und Betrüger, der diesen Messingpfennig ebenso wenig zu Gold machen kann, wie mein Sohn dieses Mädchen zu Frau bekommt!“ und warf den Messingpfennig zu Boden. Da blickte Paracelsus den Wirt ruhig an und fragte ihn: „Haben sie das ernst gemeint? Wollen sie das Versprechen halten das sie eben gegeben haben? Wenn ich den Pfennig in Gold verwandle, dann dürfen Maria und Josef heiraten?“